"So viel Mist":Rapvideo inspiriert Räuber

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Angeklagte gestehen Überfälle auf Tankstelle und Spielothek

Die vor dem Landgericht München II wegen besonders schweren Raubes angeklagten drei jungen Männer aus Dachau haben über ihre Anwälte die gegen sie erhobenen Vorwürfe eingeräumt. Die 17, 19 und 22 Jahre alten Täter haben Anfang des Jahres in wechselnder Besetzung eine Tankstelle sowie eine Spielothek in Dachau ausgeraubt. Außerdem brachen sie in eine Shisha-Bar ein. Der 17-Jährige ist zudem wegen sexuellen Missbrauchs eines 13 Jahre alten Mädchens angeklagt. Auf Initiative der Verteidiger kam es zu einem Rechtsgespräch, in dem das Gericht die zu erwartenden Strafen nannte. Für den Fall eines umfassen Geständnisses sowie einem Täter-Opfer-Ausgleich stellte sie den Angeklagten jeweils Haftstrafen zwischen viereinhalb und sechs Jahren in Aussicht.

Bei seiner Vernehmung räumte der 17-Jährige ein, dass er die "Idee" für den Überfall auf eine Tankstelle in der Münchner Straße am Abend des 24. Januar gehabt habe. Er und sein 19-jähriger Komplize hätten in den Tagen vor der Tat ständig das Video eines Rappers angesehen, der Überfälle begangen habe und behauptet, dass dies "so cool" gewesen sei. "Das hat sich gut angehört", sagte der 17-Jährige zu Richterin Regina Holstein. Bei der Tat erbeutete er und sein 19 Jahre alter Komplize 1150 Euro. Der Kassierer der Tankstelle blieb unverletzt. Das Geld habe er benötigt, weil er zum Zeitpunkt der Tat keine Arbeit gehabt habe, sagte der Azubi. Sein Komplize sagte, er habe mit dem Geld Schulden in Höhe von 1500 Euro bezahlen wollen. Das Geld habe er sich von einem Bekannten geborgt. Vor dem Überfall, so der 19-jährige Einzelhandelskaufmann, habe er sich Videos der Sendung Aktenzeichen XY ungelöst angesehen und seinem Mittäter vorgeschlagen: "So was könnten wir auch mal machen." Nach der Tat teilten die beiden die Beute. Der 19-Jährige sagte, er habe seinen Anteil dann jedoch nicht dafür verwendet um seine Schulden zu begleichen, sondern habe das Geld ausgegeben. Die 500 Euro hätten "nicht mal eine Woche gereicht." Der 19-Jährige verübte neben dem Überfall auf die Tankstelle auch den auf eine Spielothek in Dachau. Außerdem war am Einbruch in eine Shisha-Bar beteiligt. "Und wo ist das Hirn gewesen", fragte Richterin Holstein den Einzelhandelskaufmann. Die Antwort lautete: "Beim Geld." Nach dem Überfall auf die Spielothek habe er sich mit einem Taxi nach München zu einem Bürohochhaus in der Nähe eines Bordells an der Ingolstädter Straße fahren lassen, berichtete der 19-Jährige. Was er dort gesucht habe, fragte die Vorsitzende. Angeblich ist das Gebäude nachts nicht verschlossen. Er sei in den obersten Stock gefahren, weil dort "die Aussicht schön ist" und er habe versucht "wieder klar zu kommen", meinte der Einzelhandelskaufmann. Richtern Holstein erwiderte: "So viel Mist habe ich selten gehört." Der Prozess wird am 18. Dezember fortgesetzt.

© SZ vom 08.12.2018 / sal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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