Siedlung Ludwigsfeld:Geschichtsträchtiges Gelände

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Anwohner und Lokalpolitiker sind für den Ensembleschutz

Von Jerzy Sobotta

Ein Anwohnerverein fordert Ensembleschutz für die Siedlung Ludwigsfeld. Einen entsprechenden Antrag hat die Interessensgemeinschaft Ludwigsfeld (Iglu) an das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege gestellt. Es handele sich um die größte Siedlung für "Displaced Persons" (DP), die noch komplett erhalten ist. So werden ehemalige Zwangsarbeiter, KZ-Häftlinge und Kriegsgefangene, die nach dem Zweiten Weltkrieg besonders schutzbedürftig waren, bezeichnet. Viele von ihnen konnten nicht zurück in ihre frühere Heimat und blieben nach dem Krieg in Deutschland.

Die Wohnsiedlung Ludwigsfeld ist im Jahr 1952 für Hunderte DPs am Münchner Stadtrand auf dem Gelände des ehemaligen KZ-Außenlagers Allach errichtet worden. "Als erste nach dem Zweiten Weltkrieg in München erbaute geschlossene Wohnsiedlung", wie die Antragsteller hervorheben. "Architektonisch gesehen ist die Siedlung ein frühes Beispiel für den neuen Wohnungsbau der Fünfzigerjahre mit noch engen Wohnräumen, aber großzügigen Grünflächen und großen Abstandsflächen, ein gesundes Wohnklima." Der Verein verweist auf die bereits denkmalgeschützte KZ-Baracke, die als Ort des Gedenkens bis heute von den Angehörigen der Opfer besucht werde. Unterstützung bekommt der Antrag auch im örtlichen Bezirksausschuss, der auf die besondere Geschichte der Siedlung hinweist.

Der Ensembleschutz ist ein Denkmalschutz für Straßenzüge, Plätze oder ganze Stadtviertel, die architektonische Besonderheiten aufweisen und dadurch besonders erhaltenswert sind. Bei geschützten Gebäudegruppen müssen alle baulichen Veränderungen genehmigt werden. Die Hoffnung der Antragsteller ist offenbar, dass durch den Ensembleschutz der Bau neuer Wohnungen erheblich erschwert werden könnte. Stadt und Eigentümer entwickeln zurzeit Pläne für eine Nachverdichtung und Erweiterung der Siedlung. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege wollte keine Angaben dazu machen, welchen Einfluss ein möglicher Schutzstatus auf diese Pläne haben könnte. Zunächst müsse die Prüfung abgeschlossen werden, schreibt eine Sprecherin der Behörde.

Zahlreiche Anwohner in der Siedlung Ludwigsfeld befürchten, dass eine geplante Nachverdichtung auf dem Gelände das Gesicht ihrer Siedlung vollständig verändern könnte. Die üppigen Grünzüge zwischen den Wohnhäusern könnten bebaut, die hochgewachsenen Bäume gefällt werden. Daher wird das Vorhaben vom Verein und vielen Bürgern kritisch beäugt.

© SZ vom 05.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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