Schlossherr Georg Graf von Hundt:Viele tolle Traditionen

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Georg Graf von Hundt versteckt Schokolade und Eier im Schlossgarten. Und dann geht die ganze Familie suchen. (Foto: Privat)

Georg Graf von Hundt, Schlossherr in Lauterbach: "Bei uns werden die Eier im Garten versteckt - nur wenn es stürmt oder schneit, bleiben wir ausnahmsweise im Haus. Das war schon bei meinen Eltern so. Wir sind eben sehr traditionsbewusst. Die ganze Familie sucht mit. Auf große Geschenke dürfen die Kinder nicht hoffen, sie bekommen Kleinigkeiten. Pfeil und Bogen haben sie sich gewünscht, damit sie mit den anderen aus dem Dorf in unserem großen Garten Indianer spielen können. Klar gehen wir auch in den Gottesdienst, für die Osternacht sind die Kinder noch zu klein, aber um 11 Uhr ist die ganze Familie in der Kirche.

Früher war das anders. Meine Mutter ist streng katholisch, da mussten wir am Karfreitag zur Anbetung, am Samstag in die Messe, dann in die Osternacht und am Montag wieder zum Gottesdienst. Damals wurde die Fastenzeit streng eingehalten, samstags gab's fast gar nichts zu essen, umso mehr haben wir uns auf das Festessen am Sonntag gefreut. Danach konnte man sich dafür kaum noch bewegen.

Ostern ist für mich ein besonderes Fest durch die vielen Traditionen und die Kindheitserinnerungen. Es begann früher mit der Sammlung des Burschenvereins fürs Judasfeuer. Die Jungen nahmen alles mit, was irgendwie brennbar war. Manchmal waren ganze Wohnzimmereinrichtungen dabei. Heute wäre das schon aus Umweltschutzgründen nicht mehr erlaubt, aber in den 1980er Jahren hat sich keiner darum gekümmert. Heute sammeln die Burschen vor allem Grünschnitt. Wenn alles aufgeschlichtet war, gab's nur ein Kasbrot, statt einem Wurschtbrot. Es war ja die Karwoche. Entzündet wurde das Feuer am Samstagabend. Auch heute gehen wir noch gerne zum Osterfeuer, dort trinkt man eine Halbe und trifft das ganze Dorf.

Früher, als wir noch jung waren, sind wir danach noch herumgefahren. Die halbe Osternacht waren wir im Dachauer Hinterland unterwegs - zum traditionellen Oabetteln (Eierbetteln). Die Mädchen hatten Eier gefärbt und wir Burschen zogen von Hof zu Hof. Es war ein bisschen wie beim Fensterln - zumindest bei der Auserwählten. An der Tür hat man sein Gstanzln aufgesagt, um hereingelassen zu werden. Drinnen gab's Eier - und natürlich haben wir auch den Kühlschrank geplündert. Irgendwann ist es von den Eltern unterbunden worden. Das muss man mögen, wenn mitten in der Nacht ein paar Jugendliche im Wohnzimmer sitzen und sich nicht benehmen können. Aber es gab auch schlimme Unfälle, weil viele besoffen Auto gefahren sind. Drei oder vier, die ich kannte, sind dabei sogar ums Leben gekommen.

Aber trotzdem habe ich die Traditionen lieb gewonnen. Bei uns auf dem Schloss geht es auch nicht anders zu als bei anderen. Außer vielleicht: Wir färben unsere eigenen Eier für das große Osterfrühstück. Wir haben nämlich Hühner - nicht viele, nur vier. Zwei hat schon der Fuchs geholt. Aber jetzt, wo die Tage länger werden, haben sie fleißig Eier gelegt. Zurzeit können wir uns kaum retten vor Eiern."

© SZ vom 15.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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