Reden wir über:Väter im Kreißsaal

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Assistenzarzt Ralph Burtscher bereitet Männer auf die Geburt vor. (Foto: privat)

Der Dachauer Assistenzarzt Ralph Burtscher bereitet Männer auf die Geburt vor

Interview von Johannes Korsche

Ist die Partnerin schwanger, sieht sich der Mann einem Dilemma gegenüber: Er ist biologisch bedingt außen vor und soll trotzdem aktiv die Schwangerschaft begleiten. Wie das zu schaffen ist, thematisiert die vorgeburtliche Informationsveranstaltung "Was tun, wenn "Mann" nichts tun kann?" der Frauenklinik am Helios Amper-Klinikum Dachau. Ralph Burtscher, 38, () Assistenzarzt an der Frauenklinik und Referent der Veranstaltung, verrät sein Geheimnis für eine gelungene Begleitung der Partnerin vor und nach der Geburt.

SZ: Herr Burtscher, wie kam es zu der Idee für Ihren Vortrag?

Ralph Burtscher: Ich bin der einzige männliche Assistenzarzt im Team, und als ich eine Tochter bekam, meinte die Chefärztin, ich solle doch einen Vortrag nur für werdende Väter halten. Zwar gibt es viele Bücher oder Filme über dieses Thema, aber im Kreißsaal bekomme ich mit, wie hilflos sich manche Väter trotz Vorbereitung bei der Geburt fühlen. Und hilflos sein, liegt uns Männern einfach nicht. Ich will bei dem Umgang mit dieser Hilflosigkeit helfen und Ängste nehmen.

Wie hat sich die Rolle der Männer während der Schwangerschaft und Geburt geändert?

Früher hatten die Männer ganz andere Aufgaben. Der Mann hat Holz gehackt, Wasser aufgesetzt, später dann vor dem Kreißsaal rauchend gewartet. Werdende Väter haben die Schwangerschaft begleitet, aber waren längst nicht so involviert. Heute werden sie komisch angeschaut, wenn sie nicht bei der Geburt im Kreißsaal sein wollen.

Wie soll sich ein werdender Vater denn am besten verhalten?

Das Wichtigste ist, die Situation im Voraus mit der Partnerin zu bereden. Aber man kann nicht alles planen. Oft besprechen Paare im Vorfeld, auf eine PDA (Periduralanästhesie) zur Linderung der Schmerzen während der Geburt zu verzichten. Doch wenn die Wehen einsetzen, will die Frau doch eine PDA. Der schlimmste Satz im Kreißsaal ist dann: "Aber wir wollten doch keine PDA." Zwar ist die Geburt auch für uns Männer eine Extremsituation. Aber der werdende Vater sollte nie vergessen, dass die Frau gerade in der bedeutend belastenderen Situation ist.

Und nach der Geburt?

Die Mutter ist direkt nach der Geburt durch die ausgeschütteten Hormone auf einer Glückswolke. Aber nach ein bis zwei Tagen ebbt das Glücksgefühl ein bisschen ab und es kann zu einer kleinen, ganz normalen Downphase kommen, dem sogenannten Baby Blues . Während dieser Phase ist es wichtig, dass die Partnerin nicht das Gefühl hat, deswegen eine schlechte Mutter zu sein.

Abschließend werden Sie auch Fragen beantworten, die "Papa in spe" lieber ohne Partnerin loswerden möchten. Was erwarten Sie da?

Vor allem das Thema der Sexualität: Wann ist es in Ordnung während der Schwangerschaft Sex zu haben, wann eher nicht. Es gibt Themen, die sich Männer in einem Geburtsvorbereitungskurs nicht trauen anzusprechen. Das lässt sich leichter mit einem männlichen Arzt in einer reinen Männerrunde thematisieren.

Die Veranstaltung: "Was tun, wenn "Mann" nichts tun kann?" findet am Samstag, 25. April, von 12 bis 13.30 Uhr statt. Treffpunkt ist am Eingang des Kreißsaals. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich.

© SZ vom 23.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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