Reden wir über:Tagschläfer und Abendsegler

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Naturschützer Hartmut Lichti und sein Faible für Fledermäuse

Interview von Julian Erbersdobler

Übersetzt man das Wort Batman ins Deutsche, klingt es weit weniger filmreif; dann ist schlicht vom Fledermausmann die Rede. Einen solchen Fledermausmann gibt es auch im Landkreis. Seit 2002 lädt Hartmut Lichti jedes Jahr an den Karlsfelder See ein, um die Nachtschwärmer in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten. Ein Gespräch mit dem Fledermausexperten der Vogelschutz-Kreisgruppe Dachau über das Event, die Artenvielfalt und seine persönliche Faszination für die kleinen Säugetiere.

SZ: Am Samstag steht die Fledermaus wieder für eine Nacht im Rampenlicht. Worauf können sich die Besucher freuen?

Hartmut Lichti: Ich hoffe natürlich, dass wir einige Fledermäuse sehen werden. Aber da bin ich ganz zuversichtlich, das hat bisher eigentlich immer geklappt. Nach einem kurzen Vortrag über das Leben und Verhalten der Tiere werden wir dann verschiedene Arten beobachten und mit einem sogenannten Bat-Detektor aufspüren.

Was kann man sich darunter vorstellen?

Mit dem Bat-Detektor können die Laute der Fledermäuse für das menschliche Ohr hörbar gemacht werden.

Wie viele Arten gibt es denn ungefähr im Landkreis?

Das müssten ungefähr elf oder zwölf sein. Am häufigsten sieht man Zwergfledermäuse, ab und an auch Abendsegler. Die Nähe zum Karlsfelder See lockt aber auch immer wieder Wasserfledermäuse an. Insgesamt bietet sich der See mit viel Gehölz und genügend Futter- und Beutemöglichkeiten besonders für die Tiere an. Außerdem gibt es hier sogar eine Art, die in Bayern sonst nicht so verbreitet ist: die Weißrandfledermaus.

Seit 2002 bieten Sie die Fledermausnacht jedes Jahr an. Woher das Interesse?

Das war Zufall. In Dachau wurde vor einigen Jahren ein Baum gefällt, in dem eine Fledermauskolonie lebte, dabei gab es viele verletzte Tiere. Gegen solche Fälle wollte ich etwas tun und habe mir einen Fledermausdetektor gekauft. Mir geht es also immer auch darum, die Menschen für den Naturschutz und natürliche Lebensräume zu sensibilisieren.

Warum wissen die meisten Menschen fast nichts über die Fledermaus?

Das ist eigentlich ganz einfach zu erklären: Fledermäuse sind nachtaktiv. Erst bei Einbruch der Dunkelheit zieht es sie aus ihren Verstecken. Tagsüber schlafen die Tiere je nach Art in Baumhöhlen, unter Kirchendächern oder hinter Fensterläden. Manchmal leben sie auch unter dem Dach und die Bewohner merken es nicht.

Der Ruf der Fledermaus war schon einmal schlechter, oder?

Ich habe schon das Gefühl. Früher wurden sie immer wieder mit dem Teufel in Verbindung gebracht, weil man sich nicht erklären konnte, wie sie sich in der Nacht so gut orientieren können. Aber das ist natürlich Unsinn. Heute wissen wir ja zum Glück, dass sie sich dank Ultraschall in der Nacht zurechtfinden und nicht weil sie mit dem Teufel im Bund stehen.

Was gefällt Ihnen so sehr an den Nachtschwärmern?

Fledermäuse sind unheimlich nette Tiere. Wie kleine Mäuse, wenn man sie in der Hand hält. Auch wenn sie mit Mäusen nicht näher verwandt sind.

Treffpunkt für die Fledermausnacht ist am Samstag, 29. August, um 19.45 Uhr an der Hochstraße 71 am Uferweg des Karlsfelder Sees, nördlich der Gaststätte Paulaner Seegarten. Die Veranstaltung wird ungefähr bis 21.15 Uhr dauern. Die Teilnahme ist kostenfrei. Die etwa zwei Kilometer lange Strecke nach dem Vortrag ist auch für Familien geeignet. Die Mitnahme einer Taschenlampe wird empfohlen. Bei stärkerem Regen entfällt die Veranstaltung ersatzlos. Ansprechpartner für Fragen ist Elisabeth Schwarzmaier, per Telefon 08131/7 86 84 oder unter es@la-schwarzmaier.de erreichbar.

© SZ vom 28.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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