Reden wir über:Risiken der Hitze

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Björn Johnson ist Chefarzt für Innere- und Altersmedizin in der Helios Amper-Klinik Markt Indersdorf. (Foto: privat)

Chefarzt Björn Johnson rät zu leichter Kost und viel Flüssigkeit

Interview von Sven RÖder

In den kommenden Tagen soll sich der Sommer noch einmal so richtig zeigen. Mit den hohen Temperaturen steigt allerdings auch das Risiko der Dehydrierung. Über das richtige Verhalten bei Hitze klärt Björn Johnson , Chefarzt für Innere- und Altersmedizin in der Helios Amper-Klinik Markt Indersdorf, auf.

SZ: Herr Johnson, worauf sollten die Leute bei hohen Temperaturen achten?

Björn Johnson: Bei Temperaturen von 30 bis 40 Grad Celsius sollte man seinen Tagesablauf ein wenig abändern, sofern es möglich ist. Ratsam ist es, das Haus in der Mittagshitze nicht zu verlassen und seine Erledigungen morgens oder abends zu tätigen. Wer durch Arbeit oder andere Dinge gezwungen ist, das Haus zu verlassen, sollte sich luftig und locker anziehen, eine Kopfbedeckung tragen und Sonnenschutz mit hohem Lichtschutzfaktor auftragen. Außerdem ist zu bedenken, dass sich mit der Arbeit der Flüssigkeitsbedarf um das zwei- bis dreifache erhöhen kann. Abzuraten ist auch von übermäßigem Alkohol- und Koffeinkonsum, da beide Stoffe den Körper zusätzlich entwässern. Natürlich muss man auch darauf achten, genug Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Die empfohlene Menge liegt bei etwa zwei Litern. Besonders Kinder und alte Menschen sind von Flüssigkeitsmangel gefährdet.

Warum sind alte Menschen besonders davon betroffen?

Bei ihnen tritt der Flüssigkeitsmangel bereits bei geringer körperlicher Anstrengung auf, was oft mit einem Mangel an Elektrolyten einhergeht. Dadurch kann es zu Kreislaufproblemen, Verwirrtheitsphasen und Hitzeerschöpfung kommen. Infolgedessen steigt die Sturzgefährdung und es kann zum Kollabieren kommen. Solche Patienten sehen wir häufig in der Klinik. Zudem haben ältere Menschen generell ein geringeres Durstgefühl. Darum sollten Angehörige und Pflegekräfte darauf achten, dass diese Menschen genug trinken und unter Umständen ein Protokoll darüber führen. Besonders Patienten mit Herzinsuffizienz müssen auf ihren Flüssigkeitshaushalt achten. Sie dürfen nämlich nicht zu viel zu sich nehmen, weil sie dann Gefahr laufen, dass sich Wassereinlagerungen bilden, unter anderem in der Lunge, was zu Atemnot führen kann. Hier empfiehlt sich, engen Kontakt zum Hausarzt zu halten und die Medikation gegebenenfalls abzuändern, wenn beispielsweise Wassertabletten verschrieben wurden.

Worauf ist bei der Ernährung zu achten?

Man sollte keine schweren Speisen zu sich nehmen, gut wäre eine leichte, mediterrane Kost. Obst und Salat sind besonders gut, da sie viel Flüssigkeit enthalten und damit zu einem gesunden Wasserhaushalt beitragen. Für ältere Patienten empfiehlt sich Obst in Form von Fingerfood.

Haben Sie noch ein paar Tipps, wie es leichter fällt, diese Dinge zu beachten?

Empfehlenswert ist es, an den Orten, an denen man sich am meisten aufhält, Getränke zu verteilen. Damit es präsent bleibt und man immer die Möglichkeit hat, zwischendurch etwas zu trinken. Das ist besonders im Umgang mit Demenzerkrankten empfehlenswert. Ansonsten kann ich nur auf den gesunden Menschenverstand verweisen: Achten sie auf die Raumtemperaturen, besonders in Fahrzeugen, und auch auf ihre Mitmenschen. Wenn man beispielsweise eine Person mit hochrotem Kopf sieht, die etwas benommen wirkt, scheuen Sie sich nicht davor, auf sie zuzugehen, zu helfen und Erstversorgung in Form von Schocklage, kalten Umschlägen und Flüssigkeit zu leisten.

© SZ vom 25.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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