Reden wir über:Metzger im Speckgürtel

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Obermeister Werner Braun und das Werben um Nachwuchs

Interview von Tobias Roeske

Metzgereibetriebe haben es nicht leicht: Immer mehr Discounter und Supermärkte strömen auf den Markt und bringen insbesondere kleinere Betriebe in Bedrängnis. Am Mittwoch, 27. April, 17 Uhr findet die Hauptversammlung der Metzger-Innung Dachau-Freising statt. Obermeister Werner Braun () aus Wiedenzhausen spricht mit der SZ über Perspektiven und Probleme der Metzgereien im Landkreis.

SZ: Herr Braun, wie geht es dem Metzgerhandwerk im Landkreis Dachau?

Werner Braun: Dem geht es gut. Ich kenne eigentlich keinen im Landkreis der sich groß beklagt. Natürlich sind wir hier auch ein wenig verwöhnt. Wir sind ja praktisch im Speckgürtel von München. Allerdings herrscht auch bei uns stellenweise ein Fachkräftemangel.

Sie sprechen den Fachkräftemangel an.

Nun ja, wir Metzger wissen ja, dass wir nicht zu den Trendberufen gehören. Wir haben zur Zeit einfach zu wenig Verkäufer und zu wenig Auszubildende. Aber der Fachkräftemangel betrifft ja alle Handwerksberufe.

Woran liegt das Ihrer Meinung nach?

Die jungen Leute haben einfach kein Interesse mehr am Handwerk. Sie setzen sich lieber an einen Computer und arbeiten im Büro. Das ist zum Teil sogar verständlich, weil ein Handwerksberuf oft mit anstrengender körperlicher Arbeit verbunden ist. Immer weniger Leute stellen sich freiwillig acht Stunden in einen Laden. Da tun einem ja am Abend die Beine weh.

Was tun Sie, um jungen Leuten das Metzgerhandwerk schmackhaft zu machen? Was ist das Schöne an ihrem Beruf?

Er ist sehr vielseitig und man hat unglaublich viele Gestaltungsmöglichkeiten. Außerdem arbeitet man mit seinen Händen und hat viel Kontakt mit Menschen. Zusätzlich wird man als Metzger nie arbeitslos, denn die Menschen werden auch in Zukunft gerne Fleisch essen. Es ist also ein Beruf mit Zukunft. Das ist für junge Leute sehr attraktiv.

Und was unternehmen Sie, um neue Auszubildende anzuwerben?

Auf der neuen Homepage der Metzgerinnung Dachau-Freising haben wir viele Informationen für angehende Lehrlinge zusammengetragen. Dort können sie sich zum Beispiel bei "erst die Lehre, dann die Karriere" über den Beruf informieren. Ebenso wollen wir Asylbewerber als Fachkräfte und als Auszubildende gewinnen. Darin sehen wir eine große Chance und sind ganz vorne mit dabei. So bekommen sie eine aussichtsreiche Zukunftsperspektive und wir können unser Problem mit dem Fachkräftemangel lösen. Diesen Punkt werden wir auch ausführlich auf unserer Jahreshauptversammlung besprechen.

Wie stehen Sie zu Supermärkten und Discountern? Ist das Metzgerhandwerk durch diese bedroht?

Wie gesagt, uns im Landkreis geht es ziemlich gut. Wir haben aber auch viele gute Betriebe, die auch in Zukunft bestehen werden. Aber generell verdrängen die Großmärkte die kleineren Metzgereien. Irgendwann wird es nur noch Fleischwaren aus Supermärkten geben. Noch dazu treiben sie die Massentierhaltung voran. Tönnis Lebensmittel, ein Industriebetrieb, schlachtet am Tag 30 000 Schweine. Wir hingegen nur in etwa 30. Von respektvollem Umgang mit dem Leben und der Natur ist da nichts mehr zu sehen. Wir sind inzwischen sogar teilweise so weit, dass wir auf Plastiktüten für die Ware verzichten.

© SZ vom 27.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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