Reden wir über:Lockrufe aufs Land

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Ärztesprecher Hans-Ulrich Braun über die Förderung der Famulatur

Interview von Daniela Gorgs

Die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) fördert die Ärzteausbildung auf dem Land. 70 angehende Mediziner, die ihre Famulatur in einer bayerischen Haus- oder Facharztpraxis auf dem Land absolvieren, können eine Förderung in Höhe von 500 Euro erhalten. Ziel der KVB ist es, jungen Ärzten einen Einblick in die Tätigkeit des Landarztes zu geben, um so ein realistisches Bild dieser Arbeit zu vermitteln und sie dafür zu begeistern. Die Dachauer SZ sprach mit Hans-Ulrich Braun (), Vorsitzender des ärztlichen Kreisverbands Dachau.

Lockrufe aufs Land. Was halten Sie davon?

Ich finde, das ist eine gute Idee. Es schadet Medizinstudenten nicht, wenn sie Einblick in eine Welt bekommen, die sie sonst nicht sehen würden. Man muss nur darauf achten, dass die Förderung sinnvoll eingesetzt wird und keine Ressourcen verschwendet werden. Allerdings ist das Geld derzeit nicht das Problem, die Kassen der KVB sind gut bestückt. Und dann ist es schön, wenn man einen Anreiz bieten kann, junge Menschen für das Land zu begeistern und dem Ärztemangel somit entgegenwirkt.

Könnte aber auch abschrecken, wenn die Medizinstudenten sehen, wie viel auf sie zukommt.

Nun, mich hat einmal ein Bekannter vertreten, der danach sehr begeistert war. Er hat während des Arbeitstages ein Kind zur Welt gebracht und ist nach dem Dienst mit einem Sack Kartoffeln und frischem Gemüse nach Hause gegangen. Er fand es beeindruckend, dass auf dem Land viele Patienten mit größeren Problemen brav morgens in die Praxis kamen.

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Sie meinen, die Patienten hätten ihn auch nachts wecken können. Der Bereitschaftsdienst nachts auf dem Land schreckt wohl viele Ärzte ab.

In der Tat ist es nicht angenehm. Vor allem im Dachauer Hinterland nimmt die Ärztedichte ab, dann wird es schwierig, den Bereitschaftsdienst zu besetzen. In der Regeln haben wir einmal pro Woche Nachtdienst und durchschnittlich zwei bis drei Einsätze. Das ist in Ordnung. Wenn ein Dienst allerdings nicht besetzt werden kann, kommt es vor, dass man alle fünf Tage Bereitschaftsdienst hat. Das wird dann schon unangenehmer, da wir alle selbständig sind und am nächsten Tag wieder in unsere Praxen müssen.

Wie ist die Ärztedichte im Landkreis Dachau?

In der Kreisstadt sind wir eher überversorgt, in Karlsfeld gut versorgt. In Dachau fängt das MVZ (Medizinisches Versorgungszentrum) vakante Bereitschaftsdienste gut auf. Das ist allerdings keine offizielle Lösung. Im Hinterland ist es schon schwieriger. Im vergangenen Jahr wurden wegen dem akuten Mangel für den Bereitschaftsdienst zwei Bereiche zusammengelegt. Die KVB hat bereits eine weitere Änderung beschlossen. Geplant ist, zwei bis drei Bereitschaftspraxen an den größeren Kliniken einzurichten. Vermutlich in Dachau, Indersdorf und Fürstenfeldbruck. Zwei sogenannte Taxiärzte werden das Gebiet dann jede Nacht betreuen. Diese Regelung ist aber noch nicht umgesetzt.

Gefällt Ihnen das Leben als Landarzt?

Ich bin sehr glücklich mit meiner Berufswahl. Ich finde die Tätigkeit, Menschen zu helfen, sehr befriedigend. Man bekommt viel Dankbarkeit zurück und ist gut angesehen.

© SZ vom 15.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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