Reden wir über:Keuchhusten bei Erwachsenen

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Warum Hans Bergemann zur Nachimpfung rät

Interview von Katarina Machmer

Gerade in den kälteren Monaten machen Erkältungskrankheiten die Runde. Und diese verlaufen immer hartnäckiger, das sagen zumindest die Betroffenen. Belegen lässt sich das nicht. Verblüffend ist jedoch, dass im Landkreis und bundesweit besonders bei Erwachsenen immer öfter Keuchhusten, im Fachvokabular Pertussis genannt, festgestellt wird - ein Krankheitsbild, das normalerweise bei Kindern auftritt. 70 Prozent der Erkrankten sind älter als 20 Jahre, nur ein Prozent erkrankt im ersten Lebensjahr. Hans Bergemann, Sachgebietsleiter des Gesundheitsamtes für den Landkreis Dachau, spricht über das Phänomen und seine Folgen.

SZ: Wie viele Menschen erkranken im Landkreis pro Jahr etwa an Keuchhusten?

Hans Bergemann: Seit 2013, als die neue Regelung eingeführt wurde, dass Keuchhusten nicht mehr nur in Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen, sondern auch in Einzelfällen gemeldet werden muss, sind es pro Jahr etwa 125 Menschen, die an Keuchhusten erkranken.

Woran liegt es, dass die Anzahl der an Keuchhusten erkrankten Erwachsenen steigt?

Der Impfschutz gegen diese Krankheit hält nicht lange genug an. Die Impfung ist etwa zehn bis 13 Jahre wirksam. Leider ist ihre Auffrischung nicht ganz so einfach. Es gibt keinen einzigen gegen den Keuchhusten wirkenden Impfstoff, also keinen monovalenten, sondern nur einen Kombiimpfstoff, der auch die Impfung gegen Tetanus und Diphterie enthält. Die Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts hat diese Kombiimpfung aber bereits im Jahr 2010 empfohlen.

Was hilft gegen akuten Keuchhusten?

Da der Keuchhusten eine bakterielle Erkrankung ist, die durch Erreger namens Bordetella Pertussis hervorgerufen wird, ist Antibiotikum wirksam, zum Beispiel Erythromycin. Damit kann man die Ansteckungsdauer von drei Wochen auf fünf Tage verkürzen und die Bakterien bekämpfen.

Keuchhusten ist ja vor allem bei Säuglingen lebensgefährlich. Worin liegt die Gefahr für Erwachsene?

Für Erwachsene besteht eigentlich keine große Gefahr, denn das typische Stadium des Keuchhustens, bei dem man erbrechen und eben auch keuchen muss, erreichen sie nicht. Bei Erwachsenen ist die Krankheit lediglich ziemlich langwierig. Sie kann bis zu sechs Wochen andauern und wird gegebenenfalls von Fieber begleitet.

Was wird das Gesundheitsamt in Dachau unternehmen, wenn die Zahl der Krankheitsfälle unter Erwachsenen weiter steigt?

Wenn sich das Niveau trotz der Empfehlungen der Ständigen Impfkommission, nachzuimpfen, so hoch hält, muss man die Impfung sicher wieder mehr ins Bewusstsein der Menschen rufen und dafür werben, weil sie eben die einzig mögliche Prophylaxe ist.

© SZ vom 21.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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