Reden wir über:Garantiert nie mehr einen Platten

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(Foto: Niels P. Jørgensen)

Claudia Bauberger verkauft Vollkunststoffreifen für Fahrräder

Interview von Julia Putzger

Als begeisterte Radfahrerin sah Claudia Bauberger in Asien zum ersten Mal Fahrradreifen, die komplett aus Kunststoff gefertigt waren. Sie wunderte sich, dass diese praktische Erfindung den Markt im deutschsprachigen Raum noch nicht erobert hat. Die Schwabhauserin blieb nicht untätig und orientierte sich beruflich um. Nun möchte sie mit ihrem neugegründeten Unternehmen XFREET die Reifen selbst verkaufen.

SZ: Frau Bauberger, mit 54 Jahren entsprechen sie nicht unbedingt dem vorherrschenden Bild der jungen Unternehmensgründerin. Was hat sie dazu bewogen, sich in diesem Alter beruflich noch einmal vollkommen zu verändern?

Claudia Bauberger: Ich habe zuvor 26 Jahre lang in derselben Firma gearbeitet. Zweimal war ich für einen längeren Zeitraum im Ausland, ich hatte eine globale Position. Das hat allerdings auch bedeutet, dass ich pro Woche 50 bis 70 Stunden gearbeitet habe. 2017 hatte ich schließlich ein Burnout. Danach wollte ich eine Stelle mit 35 Stunden, aber so einen Job gab es dort nicht. Darum habe ich beschlossen, es ruhiger anzugehen, schon während der Krankheitszeit hatte ich die Idee, in den Bergen eine Hütte aufzumachen. Ich habe auch zwei Wochen lang ein Praktikum auf einer Hütte in der Schweiz gemacht.

Doch es kam anders?

Durch Zufall war ich im vergangenen Herbst bei der Eurobike, einer Fahrradmesse in Friedrichshafen. Dort habe ich die Vollkunststoffreifen, die ich schon in Asien gesehen hatte, zum ersten Mal in Europa entdeckt. Ich habe den Standbetreibern viele Fragen gestellt, blieb weiterhin in Kontakt und habe mich im November schließlich dazu entschieden, die Reifen im deutschsprachigen Raum zu vertreiben. So eine Almhütte wäre zwar auch schön gewesen, aber als Ingenieurin hängt mein Herz eben doch an der Technik.

Sie haben die Reifen also nicht erfunden, sondern verkaufen sie nur?

Das stimmt. Zuvor war ich allerdings noch in Asien und habe mich bei Tests und Prüfungen davon überzeugt, dass Produktion und Qualität stimmen. Außerdem gehört zum Verkaufen auch viel Marketing.

Was für Erfahrungen haben Sie im Gründungsprozess gemacht?

Man braucht auf jeden Fall viel Mut und Zuversicht. Ich habe eine Gründungsschulung besucht, da sitzt dann eine ganze Gruppe Gründer, und jeder hat mit seinen Problemen zu kämpfen. Das gibt Halt, wenn man sieht, dass auch bei anderen nicht alle Dinge von heute auf morgen funktionieren. Aber aus einem Problem kann immer auch eine Lösung werden. Danach lebe ich schließlich: Es gibt immer eine neue Chance.

Welche Reaktionen gab es bisher auf Ihr neues Herzensprojekt, Vollkunststoffreifen für Fahrräder zu verkaufen?

Ich habe viel positives Feedback bekommen und bereits einige Einträge im Auftragsbuch. Bei zwei Messen, bei denen ich vertreten war, erschien mir der Stand wie ein Bienenschwarm. Trotzdem ist es so, dass die meisten erst mal nur einen Flyer mitnehmen. Aber spätestens beim nächsten Platten erinnern sie sich dann wieder. Wir versprechen ja 5000 pannenfreie Fahrradkilometer ohne Pumpen.

Wer braucht Ihrer Meinung nach unbedingt einen unplattbaren Fahrradreifen?

Es gibt so viele Leute, die Probleme mit dem Pumpen haben und darum mit halb plattem Reifen fahren. In Städten, wo viel gefeiert wird, stellen natürlich Scherben die größte Gefahr dar. Außerdem möchte ich auch Unternehmen direkt ansprechen, zum Beispiel Fahrradverleiher oder Hersteller von Lastenfahrrädern. Prinzipiell kann man den Reifen aber problemlos für alle Fahrräder außer Mountainbikes verwenden, sie sind einfach zu montieren und haben gute Fahreigenschaften.

© SZ vom 25.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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