Reden wir über:Die intensive Zeit mit Baby

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Annerose Stanglmayr ist Chefin des Dachauer Eltern-Kind-Programms

Von Karin Kampwerth

Seit 40 Jahren gibt es im Landkreis Dachau das Eltern-Kind-Programm (EKP). Junge Familien mit Kindern bis zu drei Jahren treffen einmal wöchentlich zum gemeinsamen Spiel und Gespräch. Immer mit dabei ist eine qualifizierte Gruppenleiterin. An diesem Freitag wird das Jubiläum mit aktiven und ehemaligen Leiterinnen gefeiert. Auch Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann, selber ehemaliges EKP-Kind, wird dabei sein. Genauso wie die Geschäftsführerin des Dachauer Forums, Annerose Stanglmayr. Die 58-Jährige ist Chefin der Katholischen Erwachsenenbildung im Landkreis mit der Fachreferentin Petra Wetzstein und derzeit 54 EKP-Gruppen.

Frau Stanglmayr, ohne das Eltern-Kind-Programm wären Sie nicht, was Sie sind, oder?

Annerose Stanglmayr (lacht): Ja, ich habe alle Ebenen durchgemacht. Ich war mit meinen Kindern in EKP-Gruppen, habe danach selber eine Gruppe geleitet und darüber in meinen heutigen Beruf gefunden.

Wie das?

Während meiner fünf Jahre als Gruppenleiterin hat sich die Diözese für München und Freising gemeinsam mit dem Deutschen Jugendinstitut der Konzeptarbeit gewidmet. Das hat mich so sehr interessiert, dass ich danach Soziale Arbeit studiert habe. 2006 bin ich dann Geschäftsführerin des Dachauer Forums geworden - und damit auch zuständig für das Eltern-Kind-Programm im Landkreis.

Was hat Ihnen als Mutter so gut an den Treffen gefallen?

Wir sind 1991 nach Odelzhausen gezogen. Ich habe mich gleich in einer Gruppe angemeldet und dort Freundinnen gefunden. Genauso wie meine beiden Kinder Freundschaften geschlossen haben, die bis heute halten. Für mich war aber auch der Austausch wichtig, denn wir befanden uns mitten in einem Wertewandel zwischen der autoritären und der antiautoritären Erziehung. Ich habe in der Gruppe Modelle kennengelernt, wie man Kinder erziehen kann. Gefallen hat mir außerdem die Bildungsarbeit, das ganzheitliche und sinnorientierte Erleben.

Und was gefällt Ihnen weniger?

Dass wir in jeder Landkreisgemeinde zwar mindestens ein Angebot haben, aber eigentlich mehr machen könnten. Leider befinden wir uns aber als Mitbewerber auf dem leer gefegten Erziehermarkt. Wobei Frauen auch den gleichen Weg wie ich einschlagen können. Also von der Teilnehmerin zur Leiterin werden können.

Welche Ausbildung ist dazu notwendig?

Diözesanweit gibt es an zwei Wochenenden einen Grund- und einen Aufbaukurs. Hinzu kommen Weiterbildungen und nicht zuletzt eine Supervision. Diese stabile Begleitung ist uns auch als qualitätssichernde Maßnahme wichtig.

Was hat sich in 40 Jahren verändert?

Junge Frauen kehren schneller in den Beruf zurück und die intensive Zeit mit dem Baby wird kürzer. Das erklärt übrigens auch, warum wir unter den Gruppenleiterinnen einen häufigeren Wechsel haben.

Und was ist geblieben?

Dass wir so gut wie keine männlichen Teilnehmer haben und das Gruppengeschehen von Frauen dominiert wird. Das klingt jetzt zwar klischeehaft: Aber Männer haben andere Bedürfnisse. Wenn wir zum Beispiel Väter- oder Familientreffen veranstalten, funktioniert das immer gut. Hinzu kommt natürlich, dass Väter inzwischen zwar in Elternzeit gehen, im Anschluss aber immer noch sehr viel seltener als Mütter die Arbeitszeit reduzieren.

Informationen über die EKP-Gruppen im Landkreis gibt es unter www.dachauer-forum.de.

© SZ vom 25.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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