Reden wir über:Aufstand der Anständigen

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Diözesansekretär Rainer Forster spricht über weltweite Verantwortung.

Interview von Leonie Sanke

Seit vergangenen Samstag läuft der "Aufstand der Anständigen", den die Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) aus Anlass einer weltweiten Solidaritätswoche veranstaltet. Am Donnerstag, 25. Juni, macht die Aktion von 19 Uhr an in Dachau vor der Stadtkirche St. Jakob halt, mit einem kostenlosen Open-Air-Konzert und einer Brandrede im Gepäck. Die SZ Dachau hat mit dem Diözesansekretär der KAB, Rainer Forster, über den "Aufstand" gesprochen - und darüber, wie jeder von uns die Welt ein bisschen besser machen kann.

SZ: Herr Forster, worum geht es Ihnen beim "Aufstand der Anständigen"?

Rainer Forster: Unser Schwerpunkt ist die Solidarität zwischen den Menschen der EU und der ganzen Welt. Das Problem ist, dass die Welt sich immer mehr entsolidarisiert - so können wir nicht weitermachen. Einige Deutsche schimpfen beispielsweise über "Wirtschaftsflüchtlinge", sind aber selbst mit für die Krise verantwortlich. Das alles entwickelt sich zunehmend zu einer Globalisierung der Unverantwortlichkeit, ohne jegliche Nachhaltigkeit.

Sie sprechen in Ihrem Programm ja sehr viele Themen an. Was wollen Sie durch Ihre Aktion konkret erreichen?

Unser Ziel ist es, die Vernetzung zwischen Gruppen herzustellen, die auf den ersten Blick vielleicht nicht zusammengehören, aber im Prinzip die gleichen Interessen haben. Zum Beispiel Gewerkschaften und anständige Unternehmer oder Naturschützer und Landwirte. Wir wollen erreichen, dass diese Gruppen nicht gegeneinander, sondern miteinander arbeiten. Außerdem ist die Obrigkeitshörigkeit gegenüber Politikern in der Bevölkerung sehr groß. Dabei sollte man viel mehr auf seinen gesunden Menschenverstand hören. Dazu wollen wir, wie auch kürzlich Papst Franziskus, aufrufen.

Inwiefern kann die KAB an diesen Dingen etwas ändern?

Im Gegensatz zu anderen Gruppen wie Greenpeace, die nicht zu den Stammwählern von CDU/CSU gehören, erreichen wir als christliche Organisation die Regierung viel eher. Die Stärke der KAB ist es, dass sie Politiker auf Probleme hinweist und sich so für eine öko-soziale Politik einsetzt. Wir zeigen Alternativen für angeblich "alternativlose" Sachverhalte auf.

Wie kann und soll sich die Kirche Ihrer Meinung nach in die Politik einbringen?

Über die einzelnen Verbände und Jugendgruppen kann die Kirche ihr Profil schärfen. Ähnlich wie die Parteien leiden auch wir unter der Entpolitisierung. Wer sich engagiert, sollte auf die Kirche als Partner zählen können. Sobald es etwas politischer wird, wie zuletzt beim G7-Gipfel, wird der Protest politisch radikalisiert. Unser Problem ist der zivile Gehorsam!

Und wie kann man sich als Privatperson für eine gerechtere Welt einsetzen?

Man sollte grundsätzlich nicht wie das Häschen in der Grube leben, sondern Dinge hinterfragen und aktiv werden. Eine Möglichkeit ist das Unterstützen von Online-Petitionen. Ich finde es aber besser, sich in der Gemeinschaft zu engagieren. Die Menschen, die an unserem "Aufstand der Anständigen" teilnehmen, sind bunt gemischt, da kann sich jeder anschließen.

© SZ vom 24.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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