Reden wir über:Neue Online-Hilfe für Verbrechensopfer

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Wolfgang Bössenroth zum neuen Onlineangebot des Weißen Rings. (Foto: Toni Heigl)

Wolfgang Bössenroth, Berater der Außenstelle Dachau, erläutert das Angebot des Weißen Rings.

Interview von Sven Roeder

Der Weiße Ring ist mit etwa 3 200 ehrenamtlichen, professionell ausgebildeten Helfern Deutschlands größte Hilfsorganisation für Opfer von Kriminalität. Seit Mitte August bietet der Verein eine Onlineberatung an, um Betroffenen eine schnellere, sichere und anonyme Beratung zu garantieren. Über die Vorteile des neuen Angebots, spricht Wolfgang Bössenroth, der Berater der Außenstelle Dachau.

SZ: Was hat Ihre Organisation dazu bewegt die Onlinehilfe einzuführen?

Wolfgang Bössenroth: Wenn man sich bisher per Mail an den Weißen Ring gewendet hat, wurde in der Regel darauf nicht direkt geantwortet, da die Email kein sicheres Medium ist. Die Nachricht wurde dann meistens per Fax an die entsprechende Außenstelle weitergeleitet und dort weiterbearbeitet. Alternativ gab und gibt es das Opfertelefon. Viele Menschen tun sich allerdings schwer, zunächst offen und direkt über das Erlebte zu sprechen. Mit der neuen Plattform ist nun eine sichere und nach Wunsch auch anonyme Kontaktaufnahme gewährleistet.

Wie funktioniert die Onlinehilfe?

Viele Leute wissen zunächst nicht, wie sie sich verhalten sollen oder was die ersten Schritte sind, nachdem sie Opfer einer Straftat geworden sind. Über die Webseite des Vereins (www.weisser-ringe.de) kann in solchen Fällen Kontakt aufgenommen werden und die Opfer erhalten dort erste Beratung und Betreuung. Die Kontaktaufnahme kann aber auch anonym erfolgen. Die Onlinehilfe wird von speziell geschulten Mitarbeitern in der Zentrale in Mainz betreut. In den meisten Fällen verweisen sie dann auf die entsprechenden Ansprechpartner in den Außenstellen. Diese werden über die Fälle informiert, sodass die Opfer ihre Situation nicht immer wieder schildern müssen. Das wirft sie jedes Mal wieder zurück und ist mitunter sehr schmerzhaft, was wir natürlich vermeiden wollen.

In welchen Fällen kann man sich an den Weißen Ring wenden?

Immer, wenn jemand durch eine Straftat in Nöte geraten ist. Das kann von dem Diebstahl der Brieftasche bis zu Vergewaltigung oder häuslicher Gewalt gehen. Die Opfer erhalten dann bei uns Beratung über das weitere Vorgehen und werden betreut. Dazu gehört psychologische, juristische und gegebenenfalls auch finanzielle Unterstützung sowie Begleitung und Training für Stresssituationen, wie einem Arzt- oder Gerichtsbesuch. Wir haben auch die Möglichkeit, verschiedene Checks auszustellen, um eine Erstbetreuung durch Fachleute zu ermöglichen.

Ist diese Betreuung auch über die Onlinehilfe möglich?

Ja, durchaus. Es muss nicht zwingend direkten Kontakt zu den Außenstellen geben. Es ist schließlich ein großer Schritt sich zu öffnen. Jedoch suchen die Leute meiner Erfahrung nach oftmals den Kontakt und das Gespräch.

© SZ vom 24.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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