Rauchen auf dem Volksfest:Neidvoller Blick auf die Wiesn

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"Warum geht das bei uns nicht?" Wirte fordern, dass Raucher auch auf dem Dachauer Volksfest noch einmal qualmen dürfen.

Helmut Zeller

Dachauer Festwirte hadern nach dem Volksentscheid für ein absolutes Rauchverbot mit der Ausnahmeregelung für das Münchner Oktoberfest. "Wenn dort noch einmal geraucht werden darf, dann muss das auch für das Dachauer Volksfest gelten", fordert der Gastronom Christian Simon. Wirtesprecher Daniel Haagen hat, wie er sagt, dem größten Festwirt, Reinhard Hörmann, bereits empfohlen, sich von der Stadt Dachau eine Befreiung zu holen. "Wenn alle mitziehen, dann bin ich auch dabei", sagt Simon, Inhaber des Zieglerbräus in der Altstadt.

Am 1. August tritt das Gesetz in Kraft - nur sechs Tage vor dem Beginn des Dachauer Volksfests. (Foto: region.dah)

Daniel Haagen, Kreisvorsitzender des Hotel-und Gaststättenverbandes, betont: ,,Wir begrüßen den Volksentscheid schon deshalb, weil er uns Rechtssicherheit gibt.'' Das ständige Hin und Her der Staatsregierung mit ihren Ausnahmeregelungen habe Gastronomen zu teuren Investitionen verleitet. Bei einer Wahlbeteiligung von gut 40 Prozent der Landkreisbürger hatten 56,6 Prozent für ein absolutes Rauchverbot in Restaurants, Kneipen, Bierzelten und Diskotheken gestimmt.

Die Festwirte akzeptieren das, aber der Zeitpunkt könnte für sie nicht ungünstiger sein. Am 1. August tritt das Gesetz in Kraft - nur sechs Tage vor dem Beginn des Dachauer Volksfests mit jährlich ungefähr 300.000 Besuchern. Festwirte rechnen damit, dass ihre Gäste Probleme bereiten könnten.

Wie Haagen sagt, ist eine Ausnahme für das Dachauer Volksfest eine schwierige Frage. Aber er hat dem Drei Rosen-Wirt Reinhard Hörmann, der das größte Zelt für 4500 Besucher betreibt, schon mal empfohlen, sich von der Stadt eine Befreiung geben zu lassen. In München spricht man von dem langen organisatorischen Vorlauf der Wiesn. Aber der Wirt Christian Simon steht auch vor großen Problemen: Sein Zelt wird gerade gebaut und kann nicht umgeplant werden. Er könne jetzt keinen Bereich mehr für Raucher schaffen. Der Einstieg in den Volksfestbetrieb, Simon ist das erste Mal dabei, ist ohnehin nicht leicht.

"Warum geht es beim Oktoberfest und bei uns nicht", sagt Martin Schweiger, der das Schweiger-Zelt für rund 800 Gäste betreibt. Die Münchner hätten noch drei Monate lang Zeit zur Vorbereitung, die Dachauer Festwirte dagegen nur noch vier Wochen.

Auch Schweiger sorgt sich, was er denn mit Besuchern machen soll, die das Rauchverbot ignorieren. Simon befürchtet in Zelten "intolerantes Verhalten". Außerdem: "Wenn 20 Leute vor dem Zelt stehen und rauchen, fühlen sich flanierende Besucher auch belästigt."

Zu einer Ausnahmeregelung sagt Schweiger: "Schön und gut, aber es gibt keine Ausnahmen mehr, auch nicht für das Oktoberfest. Nur in München dulden die Behörden die Raucher eben noch einmal." Günter Domcke, Hauptamtsleiter der Stadt Dachau, erklärt: "Die Stadt kann und wird eine Ausnahme nicht genehmigen."

Er appelliert an die Vernunft, der Ruf des Dachauer Volksfestes stehe auf dem Spiel. Schweiger sagt: "Ich muss mit der Stadt mal reden." Auch ein Autokorso zur WM sei verboten, aber da drücke man halt beide Augen zu.

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