Pro Sanierung  von Sankt Jakob:Kein Gefühl für das Bewahren

(Foto: SZ)

Die Stadtpfarrkirche ist ein Wahrzeichen der Stadt. Ihr Zustand darf den politisch Verantwortlichen nicht egal sein

Von Wolfgang Eitler

Der Dachauer Stadtrat gefällt sich in der Kleinkrämer-Perspektive, der an der ach so! reichen katholischen Kirche ein Exempel statuiert. Der materialistische Blick der Grünen passt zur traditionell antikulturellen Haltung dieser Partei in der Stadt, die bis in ihre Gründungszeit zurückreicht. Legendär ist die Kritik an kommunaler Förderung von Kunst. Anscheinend wirken bei SPD Kulturkampfdebatten der Vergangenheit nach, als Sankt Jakob Sozialdemokraten die Teilnahme an Veranstaltungen im Pfarrheim untersagte. Das Rathaus schlägt einen kommunalen Zuschuss von 2000 Euro für eine Sanierung von 1,4 Millionen vor, als ob sie die Kirche in der Altstadt nichts anginge. Und die CSU ordnet sich dem fiskalischen Blick willfährig unter.

Sankt Jakob ist das Wahrzeichen Dachaus. Ihr Aussehen und ihre bauliche Substanz darf der Stadt nicht egal sein. Schon deswegen müssten die Stadträte ein enormes Interesse daran haben, dass dieses Gebäude visuell seiner Bedeutung entspricht. Da ließe sich abseits der Turmsanierung gestalterisch im städtebaulichen Umfeld noch sehr viel verbessern. Vor allem aber mutet dieser gnädig beschlossene 5000 Euro-Zuschuss wie ein Signal gegen eine Institution an, ohne die ganz Oberbayern - um bei der Erzdiözese München-Freising zu bleiben - denkmalschützerisch und kulturell verarmen würde. Dachau setzt ein Fanal gegen das Bewahren im besten Sinne des Wortes.

© SZ vom 12.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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