Polka Aliens:Kunst aus eigenem Anbau

Lesezeit: 2 min

Marian Wiesner druckt mit Bienenwachs auf Flachs

Von Karolin Arnold

(Foto: KVD)

Wachs, Leinen, die Liebe zur Kunst und zu seinen Materialien, das scheint alles zu sein, was Marian Wiesner für sein künstlerisches Schaffen benötigt. Dies zeigt sich auch bei seinem druckgrafischen Werk mit dem Titel "Präsenz", das derzeit in der KVD-Schlossausstellung "Alien Polka" zu sehen ist. Marian Wiesner stellt alle Materialien, die er dafür braucht, selbst her: Die eigenen Bienenvölker liefern das Wachs, und auf einem Acker baut der gelernte Gemüsegärtner Leinen an. Seine Arbeit in der Schlossausstellung besteht aus vier eigens aus Stahl und Glas hergestellten Rahmen, die durch ihre Tiefe, den Objekten darin "Raum geben", wie der Künstler erklärt. In zwei der Rahmen sind Papierstücke aus Leinen zu sehen, auf denen jeweils eine leicht strukturierte Kreisfläche gedruckt ist. Der dazu gehörige Druckstock hängt in der Mitte und besteht aus einem gelben Wachsstück, auf dem Überreste der schwarzen Druckfarbe aus gepressten Leinsamen und Ruß zu sehen sind. An einer Seitenwand findet sich der vierte Rahmen mit einem unbedruckten Faserleinenpapier. Wiesner betont, dass ihm sofort klar gewesen sei, dass er "klassisch drucken" möchte.

Der Druckstock aus Wachs (re.) ist selbst Bestandteil des Kunstwerks. (Foto: KVD)

Raum für Interpretation des Werks bleibt genug, auch und gerade für den Künstler selbst. "Ein ganzes Universum geht dann da auf", könnte man seine langen Ausführungen zusammenfassen. Alle Bestandteile der Arbeit gehören zusammen, auch deshalb war es dem Künstler wichtig, alle Elemente des Werks einzeln zu präsentieren. Dadurch werde die Geschichte hinter der Kunst miterzählt. Der scheinbar schlichte Kreis sei für ihn genau das richtige Motiv gewesen. Es war ein langer Prozess, bis er sich traute, diese extrem reduzierte Form zu wagen. "Mir geht es um meine Materialien", begründet Wiesner seine Auswahl. "Mein Beitrag zur Druckgrafik liegt in der Materialität."

Die Geschichte hinter der Kunst zu erzählen, den Materialien, die das Endergebnis überhaupt erst ermöglichen, ebenfalls eine Bühne zu geben, das hat bei Wiesner einen hohen Stellenwert. Schon früh hat den Vierkirchener die Vorstellung fasziniert, dass es Menschen gibt, die von Berufswegen Künstler sind. Er selbst hat eine Ausbildung zum Gemüsegärtner gemacht und hat für sich entschieden, dass er beides sein kann: Gemüsegärtner und Künstler. Inzwischen gehören für ihn beide Berufe zusammen.

In der Reihe "Polka Aliens" werden Künstler und ihre Werke aus der KVD-Sommerausstellung "Alien Polka" vorgestellt. Die Ausstellung im Dachauer Schloss ist bis 5. September zu sehen. Die Porträtvignetten basieren auf Druckgrafiken des Dachauer Künstlers und KVD-Vorsitzenden Johannes Karl.

© SZ vom 26.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: