Auflösung der Gemeinschaftsverwaltung:"Historische Chance"

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Pfaffenhofens Bürgermeister Zech plädiert für den Austritt aus der gemeinschaftlichen Verwaltung mit Odelzhausen. Er sieht genügend Entwicklungspotenzial in seiner Gemeinde. Kritiker streben einen Bürgerentscheid an.

Von Renate Zauscher, Pfaffenhofen/Glonn

Vor Kurzem hat sich die Gemeinde Sulzemoos für einen Austritt aus der Verwaltungsgemeinschaft Odelzhausen entschieden. Jetzt will es der Pfaffenhofener Bürgermeister Helmut Zech (CSU) seinem Sulzemooser Kollegen Gerhard Hainzinger (ebenfalls CSU) gleichtun: Bei einer Bürgerversammlung, zu der Zech am Sonntag nach Unterumbach eingeladen hatte, plädierte er nachdrücklich für den Weg der gemeindlichen Eigenständigkeit. Bei einer Sondersitzung des Gemeinderats an diesem Donnerstag werde er den Ratsmitgliedern einen Beschlussvorschlag pro VG-Austritt vorlegen. Die Zeit dränge, erklärte Zech: Um bis zur Mitte der Wahlperiode 2017 aus der VG austreten zu können, müsse jetzt die Entlassung beantragt werden. Nach 2017 werde es die VG wohl "definitiv nicht mehr geben".

Das Interesse der Bürger an der Frage ihrer gemeindlichen Zukunft ist enorm: An die 150 Menschen dürften es gewesen, die den Saal des Unterumbacher Gemeinschaftshauses bis auf den letzten Stehplatz füllten. In seinem Vortrag berichtete Helmut Zech zunächst über die Entwicklung der jetzigen Situation aus seiner Sicht und führte verschiedene Gründe an, die seiner Überzeugung nach für eine Eigenständigkeit der Gemeinde sprechen. Die Schuld für die Entwicklung innerhalb der VG sieht Zech bei Odelzhausen, der größten der drei Partnergemeinden. Von Odelzhausener Bürgern sei ihm "zugetragen" worden, dass man dort die Möglichkeit einer Eigenständigkeit von Sulzemoos und Pfaffenhofen überprüft habe; der Odelzhausener Bürgermeister Markus Trinkl (parteifrei) habe dies auf Nachfrage bestätigt.

Helmut Zech sieht in der Entscheidung für die Eigenständigkeit eine "historische Chance". Es gebe genug Entwicklungspotenzial in der eigenen Gemeinde, Räume seien im Rathaus Egenburg vorhanden, die Verwaltung könne "näher an die Menschen heranrücken". Für bestimmte Aufgaben könne man mit anderen Gemeinden, etwa Erdweg, kooperieren. Die jährlichen Mehrkosten für eine eigene Verwaltung bezifferte Zech mit 40 000 Euro oder "drei Schachteln Zigaretten pro Bürger". Ein Verbleib bei Odelzhausen in der Rolle eines "Juniorpartners" kommt für Zech aus verschiedenen Gründen nicht in Frage: Er sprach von "unterschiedlichen Bevölkerungsstrukturen", unterschiedlichen Ansichten bezüglich des Baus von Umgehungsstraßen und einer "Konkurrenzsituation", was Gewerbeansiedlungen angehe. Zahlen über Kosten, die mit einem Zusammengehen mit Sulzemoos oder Odelzhausen verbunden wären, sind laut Zech gar nicht erst untersucht worden.

Nach Zechs Vortrag hatten die Bürger das Wort. Viele äußerten Zweifel daran, dass die vom Gemeindechef genannten Mehrkosten ausreichen würden. Aber auch bezüglich der Qualität der künftigen Verwaltungsarbeit wurden Zweifel angemeldet: Nur fünf oder sechs Mitarbeiter könnten "das heute nötige Fachwissen nicht abdecken", hieß es.

Deutlich wurde, dass eine Partnerschaft nur mit Sulzemoos von vielen Pfaffenhofenern abgelehnt wird. "Sulzemoos ist uns fremd", erklärte der ehemalige Gemeinderat Martin Sedlmeir und bat die heutigen Ratsmitglieder, sich die Sache sehr gut zu überlegen und "nicht unbedingt nach dem Willen des Bürgermeisters zu entscheiden". Martin Braun, ebenfalls ehemaliger Gemeinderat, sagte, er könne nicht verstehen, dass die eigenen Bürger finanziell belastet werden sollten, "nur weil sich die drei Bürgermeister nicht verstehen". Beide sprachen sich vehement für einen Fortbestand der VG mit allen drei Kommunen aus. Von "Engstirnigkeit" und "Kleingeisterei", die in einem vereinten Europa nichts zu suchen hätten, sprach ein anderer Redner, ein weiterer beklagte die für einen so weitreichenden Beschluss dünne Informationslage. Unterstützt wurde Zechs Wunsch nach Selbständigkeit in der Diskussion nur von wenigen Ratsmitgliedern wie Klaus Reindl und Harald Mang.

Zuletzt wurde vorgeschlagen, an Ort und Stelle über die drei bestehenden Optionen abstimmen zu lassen, um ein "Stimmungsbild" zu erhalten. Zech erklärte sich zunächst einverstanden. Angesichts der mittlerweile emotionsgeladenen Stimmung im Saal wurde dann jedoch auf die Abstimmung verzichtet. Man einigte sich stattdessen darauf, dass bis zum Donnerstag Meinungsäußerungen und Vorschläge von Bürgerseite unterbreitet werden könnten. Am Sonntag stand allerdings schon fest, dass eine Reihe von Pfaffenhofenern einen formalen Bürgerentscheid pro Verbleib in der VG anstreben: Bis zum Donnerstag wollen sie die dazu nötige Anzahl von Unterschriften vorlegen.

© SZ vom 21.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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