Pfaffenhofen an der Glonn:"Total entspannt"

Lesezeit: 2 min

Das Rathaus in Egenburg am Wahlsonntag. (Foto: Toni Heigl)

Der Wahlsonntag in Pfaffenhofen: Die Stimmung ist unaufgeregt und die Beteiligung rege

Von Christine Heumann, Pfaffenhofen an der Glonn

Der Zwiebelturm von Sankt Stephan ragt hoch hinaus in den weiß-blauen Himmel. Die Kirche steht direkt neben dem Rathaus von Pfaffenhofen an der Glonn im Ortsteil Egenburg. Die Zeiger der Uhr stehen auf fünf Minuten vor zwölf. Mittagszeit. So ruhig wie man es an einem Sonntag um diese Zeit im westlichsten Zipfel des Landkreises vielleicht vermutet, ist es auf der Straße davor aber nicht. Die Menschen kommen mit dem Auto, zu Fuß oder mit dem Fahrrad, um im ersten Stock des Rathauses ihre Stimme für oder gegen den Verbleib in der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Odelzhausen abzugeben.

Im Stimmlokal werden sie von vier Wahlhelfern erwartet. An der Tür steht Gabi Brummer. Als Wahlvorstand verkörpert sie quasi das Empfangskomitee. Sie begrüßt die Stimmberechtigten und erklärt kurz das Prozedere. Das alles geschieht freundlich und unaufgeregt. Die Pfaffenhofener nehmen ihre Wahlunterlage in Empfang, verschwinden hinter der Abtrennung der Kabinen, machen ihre Kreuzchen und fast schneller als sie gekommen sind, verschwinden sie wieder.

"Ich glaube, wir haben eine gute Wahlbeteiligung", sagt Brummer. "Es geht seit acht Uhr morgens immer so dahin. Mal kommen die Wähler schubweise, mal einzeln." Aber alles laufe in ruhiger und angenehmer Atmosphäre ab.

Draußen steigt ein älteres Paar gerade wieder ins Auto ein. Sie wohnen im Ortsteil Ebersried. Beide sprechen ganz offen darüber, dass es ihnen allein schon aus Kostengründen lieber wäre, alles bliebe so wie es ist. "Und dafür fahren wir gerne hierher."

Ihren Parkplatz schnappt sich ein Ehepaar aus Pfaffenhofen. "Wissen sie", sagt die Frau, "seit fast 40 Jahren haben wir jetzt eine Verwaltungsgemeinschaft - und auf einmal geht es drunter und drüber. Nur weil sich drei Bürgermeister nicht einig sind." Und so schlimm sei es ja auch nicht, sagt ihr Mann, beispielsweise wegen eines neuen Ausweisdokumentes nach Odelzhausen zu fahren. Auch die beiden scheuen die Kosten, die auf Pfaffenhofen als eigenständige Gemeindeverwaltung zukämen. "Wie will man denn dieses Rathaus zum Beispiel behindertengerecht umbauen?", fragen sie. "Wir haben sieben Flyer für die Selbständigkeit bekommen", erzählt die Frau. "Das klingt ja gerade so, als seien wir keine eigenständige Gemeinde. Wir haben doch jetzt auch einen Bürgermeister und einen Gemeinderat, es geht doch nur um die Verwaltung. Und die hier in Egenburg größer auszubauen, das kostet mit Sicherheit mehr Geld als jetzt kalkuliert."

Der Weg ins zweite Wahllokal im Feuerwehrhaus Unterumbach führt vorbei an Wiesen und Maisfeldern, an hübsch hergerichteten alten Wohnhäusern mit bunter Blumenpracht im Vorgarten und an modernen neuen Villen. Am Straßenrand spazieren eine Frau und Mann heim nach Oberumbach. Sie haben ihr Votum bereits abgegeben. "Wenn in einer Gemeinde zwei Meinungen aufeinanderprallen, ist das immer ungut", sagt die Frau. Auf die Frage, ob sie denn für den Austritt aus der Verwaltungsgemeinschaft sei oder für den Verbleib, antwortet sie diplomatisch: "Das Richtige macht man sowieso nicht."

Im Feuerwehrhaus führt Regina Erhart die Riege der Wahlhelfer an. Bis zum Mittag hat sie hier gut ein Viertel der Stimmberechtigten (114 von 417) gezählt. Die Stimmung beschreibt sie als "total entspannt". Total gespannt warten die Pfaffenhofener dann am Abend auf das Ergebnis des Bürgerentscheids. Eine klare Mehrheit votiert für den Austritt aus der VG. Die Zeiger der Turmuhr von Sankt Stephan stehen da noch nicht mal auf sieben.

© SZ vom 27.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: