Pfaffenhofen a.d. Glonn:Klamme Kommunenkasse

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Die ersten örtlichen Unternehmen haben bereits erste Stundungswünsche eingereicht. Auch die Feuerwehr hat das Nachsehen

Von Horst Kramer, Pfaffenhofen a.d. Glonn

Die kommenden Monate werden schwierig für die kleine Glonntalkommune. Das wurde in der letzten Sitzung des aktuellen Gemeinderats deutlich. Nicht nur, weil diese Corona-bedingt wieder in der Glonntalstubn stattfand, das Vereinsheim des VfL Egenburg. Sondern vor allem wegen der schwierigen finanziellen Situation der Gemeinde, die durch das Virus noch verschärft wird - die ersten Stundungswünsche von örtlichen Unternehmen haben das Egenburger Rathaus schon erreicht. Zudem erwartet Bürgermeister Helmut Zech (CSU), dass die Einkommenssteuereinnahmen heuer deutlich sinken werden.

Dass der Bürgermeister einige langjährige Weggefährten verabschieden musste, hob seine Stimmung ebenfalls nicht. So scheidet der örtliche CSU-Chef Michael Lampl aus, der dreißig Jahren im Gemeinderat tätig war. Der frühere ADAC-Sprecher und BR-Journalist Klaus Reindl (AWG) trat nicht mehr an. Er war zusammen mit Zech vor 18 Jahren in das Gremium eingezogen und immer für ein konstruktives Widerwort gut war. Zum Ausscheiden Andreas Riedlbergers (CSU) nach zwölf Jahren meinte Zech an: "Wir haben Seite an Seite einiges erreicht, weil wir lauter Leute waren, die gut miteinander konnten." Zech blies den Abschiedsblues, weil er eine atmosphärische Veränderung des Gremiums erwartet: Im Mai ziehen drei Grüne ein. Neben der Bürgermeisterkandidatin Susanne Vedova auch die Leiterin des Kinderhauses in Odelzhausen-Höfa, Margarete Klein-Kellerknecht, sowie der frühere Entwicklungsingenieur Dieter Stoll. Der künftige Gemeinderat beobachtete das Geschehen aus der letzten Reihe der Gaststube.

Ausdrücklich bedauerte Zech das Ausscheiden der beiden AWG-Rätinnen Regina Erhart und Heidi Taubinger. Nicht nur weil sie "ihre Kompetenz, sondern auch die Sichtweise von Frauen in das Gremium eingebracht" hätten, wie der 51-Jährige formulierte. Die zwei Frauen arbeiteten sechs Jahre im Pfaffenhofener Rat mit, wie auch Michael Gutmann (CSU), den Zech wegen seiner "vermittelnden Rolle" beim Streit um den Mobilfunkmast lobte, der neben der Kläranlage errichtet werden soll. Prompt meldete sich Gutmann ein letztes Mal zu Wort, als es um den Bauantrag für das 40-Meter-Bauwerk ging. Der Bauherr, eine Telekom-Tochter, hatte ein "optionales Fünf-Meter-Aufsatzrohr" in den Antrag hineingeschrieben. Es soll wohl eine Blitzfangstange stützen, wie dem Plan zu entnehmen war. Gutmann intervenierte: "Von 45 Metern war nie die Rede. Die Vereinbarung lautet 40 Meter." Bürgermeister Zech änderte daraufhin den Beschlussvorschlag ab, fixierte die Maximalhöhe und meinte: "Damit muss der Bauträger zurecht kommen."

Intensiv setzte sich das Gremium mit dem neuen Quartier am "Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Platz" in der Pfaffenhofener Ortsmitte auseinander. Der Bauherr ist die Raiffeisenbank Pfaffenhofen an der Glonn, eine kleine, weiterhin selbständige Genossenschaftsbank mit fünfzig Mitarbeitern. Für das 4000-Quadratmeter-Areal ist eine Misch-Nutzung angedacht: Mit Einfamilien- und Doppelhäusern sowie zwei größeren Gebäuden, die auch von "nicht störendem Gewerbe" genutzt werden können, wie Zech ausführte. Eines dieser Häuser soll fünfgeschossig werden, mit einer Firsthöhe von beachtlichen 16,50 Meter. Es ersetzt den bisherigen "Raiffeisen-Turm", ein altes Lager mit ähnlichen Ausmaßen. Der Neubau umfasst trotz seiner Höhe nur fünf Wohn- oder Gewerbeeinheiten. "Pro Stockwerk eine Einheit", wie Zech betonte. Wann die Siedlung errichtet werden soll, ist jedoch nicht klar.

Zech versuchte, die Sitzung mit positiven Botschaften zu schließen. Etwa, dass das Rathaus ab der kommenden Woche wieder für den Besucherverkehr geöffnet sei. Oder, dass der Bau des neuen Egenburger Kinderhauses voll im Zeitplan sei - trotz Coronakrise. Doch der Gemeinderat sollte eine Wunschliste der Gemeinde-Feuerwehren kürzen. Für rund 25 000 Euro hatten sich die Wehren neues Equipment gewünscht. In normalen Zeiten kein Problem, doch in Corona-Zeiten ist alles anders. Zech verwies auf klammen Kassen der Kommune. So suchte das Gremium nach Einsparpositionen in der Größenordnung zwischen 500 Euro und 2500 Euro. Bis Stefan Berglmeir (CSU) eine rettende Idee hatte: "Wir sollten die Kommandanten einladen, damit sie uns ihre Planungen erläutern." Zech atmete ob der Verschiebung der unangenehmen Entscheidung sichtlich auf und wagte noch einen Scherz: "Zum Glück haben wir für das laufende Jahr noch keinen Haushalt aufgestellt. Sonst müssten wir jetzt schon einen Nachtragshaushalt aufstellen."

© SZ vom 22.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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