Pfaffenhofen a.d. Glonn:Das Hämmern geht weiter

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Wer fleißige Handwerker sehen will, muss nur auf das Kinderhaus Egenburg schauen. Der Bau macht sichtbare Fortschritte, alles liegt im Zeitplan. (Foto: Horst Kramer)

Die Baubranche im Landkreis profitiert von ihren übervollen Auftragsbüchern. Die Frage ist nur: Wie lange noch?

Von Horst Kramer, Pfaffenhofen a.d. Glonn

Es ist die größte und wichtigste Baustelle der kleinen Glonntalgemeinde: das neue Kinderhaus in Egenburg. "Wir sind im Zeitplan", verkündete Pfaffenhofens Bürgermeister Helmut Zech (CSU) auf der jüngsten Gemeinderatssitzung, "trotz Corona-Krise". Zum neuen Kindergartenjahr am 1. September soll das Gebäude seine Tore öffnen.

Auf der Baustelle sind rund ein Dutzend Firmen aus der Region tätig. "Ein wichtiger Grund für die Termineinhaltung" erläuterte Zech kürzlich der SZ Dachau, "die heimischen Unternehmen hängen sich rein." Kommunale Projekte spielen schließlich eine bedeutende Rolle für die lokale Bauwirtschaft - neben dem Wohnungsbau. Weil die private wie die öffentliche Hand bis zuletzt kräftig investierte, geht es den Unternehmen gut. Noch. Das ist zumindest der Eindruck von Markus Gschwandtner, Vorstand der Raiffeisenbank Pfaffenhofen, ein Geldinstitut, das sich auf Eigenheimfinanzierung spezialisiert hat: "Bisher spüren wir keinen Rückgang bei Immobiliendarlehen." Er schränkt ein: "Sollte der Corona-Shutdown jedoch länger andauern und mehr Menschen in Kurzarbeit geraten oder die Arbeitsstelle verlieren, könnte sich das ändern." Gschwandtners Eindruck: Die Situation ist fragil.

Eine Einschätzung, die viele Handwerker teilen. So meint etwa der Schreinermeister Stephan Absenger, Geschäftsführer der Dachauer Rudi Richter GmbH, die auf Fenster- und Türeneinbau spezialisiert ist: "Bisher sind wir mit einem blauen Auge davongekommen. In den vergangenen Wochen konnten wir den Auftragsüberhang des letzten Jahres abarbeiten. Ab jetzt hoffen wir auf eine neue Nachfrage." Sein Eisenhofener Kollege Thomas Scherer, der vor acht Monaten die Hutterer Sonnenschutz GmbH von seinen Eltern übernommen hat, ist etwas besserer Dinge: "Viele Menschen werden heuer ihren Sommerurlaub zu Hause verbringen." Und das eingesparte Geld einer Urlaubsreise in die Verschönerung der Terrasse oder des Balkons investieren, so Scherers optimistische Erwartung. Der Karlsfelder Rollladenbaumeister Manfred Pangerl verweist indes auf die internationalen Zusammenhänge in seiner Branche: "Manche deutschen Hersteller benötigen Komponenten aus dem Ausland, zum Beispiel Schrauben aus China." Wichtig sei daher, dass auch dort die Produktion wieder hochfahre.

Zech, ein gelernter Maurermeister, kennt solche Lieferketten. Sein Rat lautet: "Handwerker müssen wieder so arbeiten wie früher. Also ein bis zwei Wochen im voraus planen, was man braucht, und dann dafür sorgen, dass das Material zur Verfügung steht." In den vergangenen Jahren sei auf vielen Baustellen eine Art "Just-in-Time"-Mentalität eingezogen, so Zech. "Wie in der Großindustrie. Am Vorabend bestellt man schnell, was man am nächsten Tag benötigt." Eine Vorgehensweise, die in Zeiten geschlossener Grenzen, erkrankter Fachkräfte und Kurzarbeit nicht mehr angemessen sei, mahnt der Pfaffenhofener Rathauschef. Er ist sich daher ziemlich sicher, dass sich der prognostizierte bundesweite Konjunkturrückgang auch auf die heimische Bauwirtschaft auswirken wird. Deswegen hat die Gemeinde bei ihrer jüngsten öffentlichen Ausschreibung - für Komponenten ihrer Kanalisation - einen Abschlag von 15 Prozent gegenüber den Ende des vorigen Jahres erarbeiteten Ausschreibungsunterlagen gefordert. Zumal sich seine Kommune - wie alle anderen - auf erheblich geringere Gewerbesteuer- und Einkommensteuereinnahmen einrichten muss. Eine Sorge, die auch seinen künftigen Kollegen Michael Reiter (FWG), den neuen Altomünsterer Bürgermeister, umtreibt: "Die Finanzierung vieler kommunaler Bauvorhaben wird extrem schwierig", weiß er nach einem ersten Blick in die Bücher.

Reiter ist ein Zimmerermeister und war bis zuletzt im Familienbetrieb tätig: "Bisher haben wir noch nichts von der Krise gespürt." Doch große Neuaufträge seien ebenfalls ausgeblieben. Eine Hiobsbotschaft betreffe seine Firma zum Glück nicht: die Absage des Oktoberfests. "Manche Zimmerer- und Schreinerbetriebe aus der Region sind fünf Monate für die Wiesn tätig. So einen Ausfall kann man kaum verkraften", meint Reiter. Seine Befürchtung für die Baubranche: "Es wird wohl nicht bei einem blauen Auge bleiben."

© SZ vom 28.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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