Parteien nach der Wahl:Hilflose SPD und bescheidene Grüne

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Die Genossen stehen vor einem Scherbenhaufen und sind ratlos. Die Grünen müssen erst lernen, wie sie ihr neues politisches Gewicht in die Wagschale werfen

Von Helmut Zeller

Man muss nicht SPD-Wähler sein, um in diesen Tagen auf den Untergang der bayerischen Sozialdemokratie - auch im Landkreis - mit Schrecken zu blicken. 1905 wurde der erste Ortsverband der Partei in Dachau gegründet, seitdem prägte die SPD die Geschichte der Stadt. Dachauer Sozialdemokraten wurden ins Konzentrationslager verschleppt, waren am Aufstand im April 1945 gegen die Nazis beteiligt, 1966 trat der zunächst letzte SPD-Bürgermeister ab, bis dann 2014 Florian Hartmann ins Rathaus einzog. Diesen unerwarteten Aufschwung konnte die SPD vor vier Jahren aber nicht in den Landkreis hineintragen. Über die Jahre waren schon Bastionen wie die Gemeinde Karlsfeld gefallen - heute sind noch die Rathäuser in Vierkirchen und Dachau in der Hand der SPD.

Auf das Wahldebakel am Sonntag hört man aus der SPD verständlicherweise denn auch nur bescheidenste Antworten, wie Sören Schneider sie formuliert. Seine Behauptung, man sei jetzt sehr motiviert, lässt einen indes nur staunen. Brauchte die SPD ein einstelliges Ergebnis, 8,5 Prozent der Zweitstimmen im Landkreis, bevor sie mal in die Gänge kommt? Nein, dergleichen Gerede ist eben Ausdruck der allgemeinen Rat- und Hilflosigkeit in der Partei. Dieser Absturz erklärt sich wie die massiven Stimmverluste der CSU aus dem Trend hin zu einem Ende der großen Volksparteien. Aber das ist für die SPD kein Trost. Jetzt geht die Angst um, dass sie 2020 auch das Dachauer Rathaus verlieren könnte. Zwar sind Kommunalwahlen viel mehr Persönlichkeitswahlen als andere, aber kann Hartmann das schwere Erbe der Landtagswahl unbeschadet überstehen? Zumal er nun wohl seinen wichtigsten Verbündeten verloren hat, den Landtagsabgeordneten Martin Güll, der übrigens weit mehr Stimmen als seine Partei holte. Genutzt hat es nichts.

Es ist schön, dass die Grünen dem SPD-Oberbürgermeister bereits ihre Unterstützung signalisieren - ob es dabei bleibt, muss man erst noch sehen. Andererseits auch verwunderlich, wie rasch sich die Grünen als zweitstärkste politische Kraft im Landkreis alles in allem bescheiden geben. Das wird sich noch rächen. Da ist die CSU doch aus anderem Holz geschnitzt - noch im Moment ihrer historischen Wahlniederlage schmiedet sie schon Pläne für eine Koalition mit den Freien Wählern, damit alles beim alten bleibt. Vorerst. Den Weg auf den Abgrund zu hat sie noch nicht verlassen.

© SZ vom 16.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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