Neues Nutzungskonzept:Weichser Mühle nimmt Gestalt an

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Nach jahrelangen Debatten ist eine kompromissfähige Lösung für die Nutzung der denkmalgeschützten Gebäude gefunden. Teilweise sollen sie für Gewerbe und Wohnen genutzt werden

Von Sonja Siegmund, Weichs

Damit hatte bis vor Kurzem keiner in Weichs gerechnet: Die letzte Gemeinderatssitzung der Amtsperiode fand nicht im Rathaus statt, sondern musste wegen der Coronakrise in den Saal des Sport- und Bürgerhauses verlegt werden. Das Gremium würdigte dort Bürgermeister Harald Mundl für sein inzwischen 40-jähriges Engagement im Dienst der Gemeinde. Er bekam eine Ehrenurkunde von seinem Stellvertreter Martin Hofmann (CSU) und ein schottisches Whiskypräsent. Danach widmeten sich die Räte einem Thema, das sie schon lange beschäftigt: die denkmalgeschützte Weichser Mühle an der Glonn.

Sie sorgt seit mehr als 15 Jahren für Gesprächsstoff. Der Vierkirchner Unternehmer Josef Karl hatte 2003 das Anwesen aus Mühlengebäude, Sägewerk und Wasserkraftanlage gekauft. Seine Pläne, in den Räumen Seminare und Veranstaltungen abzuhalten, stießen auf Widerstände der Nachbarschaft. Erst im September 2019 verabschiedete der Gemeinderat einstimmig ein neues Konzept zur Sanierung der Mühle. Es sieht für die Bestandsgebäude, die Mühle selbst, das Turbinenhaus und den Sägemühlenstadel vier Nutzungseinheiten vor.

In der jüngsten Sitzung wurden nun die Stellungnahmen zu der erneuten öffentlichen Auslegung und die Behördenbeteiligung für den Planbereich "Am Mühlbach" behandelt. Das Wasserwirtschaftsamt wie auch die Weichser Bürger hatten nach der 13. Änderung des Flächennutzungsplans keine Bedenken mehr vorgebracht - und nun hat auch das Dachauer Landratsamt seine Zustimmung erteilt. Einem Schreiben der Behörde zufolge soll die Baugenehmigung für das Mühlengebäude erhalten und auf die besagten vier Nutzungseinheiten erweitert werden. Das Wasserkraftwerk soll wieder aktiviert werden. Die drei weiteren Einheiten könnten gewerblich genutzt werden oder zum Wohnen. Denkbar sei auch eine Durchmischung der verschiedenen Nutzungen. Grundsätzlich soll in Teilbereichen auch eine Reaktivierung der Mühlenanlage ermöglicht werden.

Nachdem die Gebäude noch über eine vollständige Ausstattung mit Mühlengeräten und großen Gattersägen verfügen, wird auch über eine museale Nutzung nachgedacht. Die gesamte Bauleitplanung soll dem Erhalt des Einzeldenkmals "Mühle mit Sägestadel" dienen. Als Ziel wird nicht die Siedlungsentwicklung gesehen, sondern "eine geordnete Festlegung vielfältigster Nutzungsmöglichkeiten für das Mühlenanwesen". Nutzungen, die die Nachbarschaft stören, sollen ausgeschlossen sein. Wenngleich das Anwesen umso besser erhalten werden könnte, wenn künftige Nutzungen in großer Vielfalt ermöglicht würden. Demzufolge müsste der Gebietscharakter wie schon in der Planfassung von 1994 als Dorfgebiet beibehalten werden.

Die Untere Naturschutzbehörde definiert Bereiche des Grundstücks südlich des Mühlbachs als landwirtschaftliche Nutzflächen. Das gesamte Mühlengrundstück wurde traditionell als Sägewerk mit den erforderlichen Lagerflächen für Schnittholz und Baumstämme genutzt, die als Gewerbeflächen definiert sind. Zur Erhaltung des Baudenkmals Sägestadel soll die angrenzende Fläche nicht landwirtschaftlich genutzt werden. Jahrzehntelang wurde die Fläche als Wirtschaftshof und Lagerfläche genutzt, bevor der neue Besitzer den Unrat wegräumen ließ und übergangsweise eine Wiese anlegte. Künftig soll ein Garten entstehen, der von den Bewohnern genutzt werden kann.

Eine weitere Bebauung wird durch das Überschwemmungsgebiet verhindert, das bis zu dem Sägestadel reicht. Nur auf den wenigen Flächen außerhalb könnten Nebengebäude und Stellplätze errichtet werden. Für die Wirkung als Einzeldenkmal sei es nötig, neue Nebengebäude mit dem größtmöglichen Abstand zu Mühle und Sägestadel zu errichten. Die Räte sprachen sich einstimmig für die Abwägungsvorschläge des Landratsamts aus.

© SZ vom 27.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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