Neue Verkehrsteilnehmer zum Schuljahresbeginn:Augen auf und langsam fahren

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Kreisverkehrswacht, Stadt und Polizei geben Tipps, wie Kinder unfallfrei in die Schule kommen. Aber auch Autofahrer sind zu erhöhter Vorsicht angehalten: Die meisten Erstklässler sind noch sehr unerfahren im Straßenverkehr

Von Anna-Elisa Jakob

DachauZum Schulbeginn informiert die Kreisverkehrswacht Dachau mit Vertretern von Stadt, Schulen und Polizei über die Gefahren und neue Maßnahmen im Straßenverkehr: Die Zahl der Schulwegunfälle ist laut Aussagen der Polizei im vergangen Schuljahr gestiegen, im Bereich Oberbayern Nord wurden 119 Kinder auf dem Schulweg verletzt. Insbesondere am Schulanfang sei aus diesem Grund erhöhte Aufmerksamkeit auf den Straßen gefordert.

Adrian Wiedenmann, stellvertretender Vorsitzende der Verkehrswacht, erklärt: Die Aufregung am ersten Schultag und das Urlaubsende für viele Berufstätige ergeben eine gefährliche Kombination im Straßenverkehr. Die Leidtragenden seien hier "die Schwächsten der Kette" - die Schulanfänger. Wiedenmann betont, dass insbesondere Erwachsene die Verantwortung tragen, durch aufmerksame und vorausschauende Fahrweise Unfälle zu vermeiden. Dem stimmt auch Beate Rexhäuser, Fachberaterin für Verkehrserziehung und Unfallverhütung, zu. "Wir als Schule können nicht alles leisten", stellt sie fest. Eltern sollten morgens ausreichend Zeit für den Schulweg einplanen, um Stresssituationen im Straßenverkehr zu vermeiden. Die Schulen im Landkreis werden ihre Erstklässer durch Übungsprogramme, beispielsweise ein Schulbustraining, auf den Alltag im Straßenverkehr vorbereiten. An dieser Stelle erhalten sie Unterstützung von der Polizei.

Deren Vertreter Karl-Heinz Keller erklärt, die Polizei konzentriere sich vor allem auf Prävention und Ausbildung. So finden erste Verkehrserziehungsmaßnahmen in den Kindergärten statt, um bereits Vorschulkinder für die Gefahren im Straßenverkehr zu sensibilisieren. In der ersten Klasse sollten alle Schüler in der Lage sein, selbständig die Straße zu überqueren. Hier seien auch die vielen Schulweghelfer eine wichtige Unterstützung, derzeit seien etwa 450 im Landkreis aktiv. Die meisten von ihnen sind Eltern von Grundschülern, aber auch viele Senioren würden sich als Schulweghelfer engagieren. Stefan Januschkowetz, Leiter des Ordnungsamtes, ergänzt, dass Dachau als einzige Kommune im Landkreis durch die Bezahlung ihrer Schulweghelfer einen weiteren Anreiz für sie schaffe. Dennoch seien immer noch zusätzliche Kräfte gefragt, insbesondere im Bereich der Grundschulen Dachau-Ost und Augustenfeld fehlen Freiwillige.

Erst links schauen, dann rechts schauen und erst, wenn kein Auto mehr kommt, die Straße überqueren. Die Vorschulkinder vom Kinderhaus Welshofen üben mit Unterstützung der Polizei Dachau den Schulweg. (Foto: Polizeiinspektion Dachau)

In Augustenfeld braucht es besonders viel Unterstützung, hier werden die Schüler aufgrund der Baumaßnahmen um und an der Grundschule einer dementsprechend erhöhten Gefahr auf dem Schulweg ausgesetzt sein. Die Stadt setze sich allerdings dafür ein, dass die Bauarbeiten erst nach dem morgendlichen Schulbeginn anfangen und möglichst zum Schulende pausieren. Letzteres könne er aber nicht versprechen, so Januschkowetz. Er bedauere, dass es für diesen Schulanfang nicht zu einer Zusammenarbeit mit der Bereitschaftspolizei komme, der Grund seien terminliche Engpässe der Polizei. Diese Zusammenarbeit sei in den letzten Jahren stets eine erfolgreiche Maßnahme gewesen - uniformierte Beamten fungierten als wirksame Mahnung für Autofahrer.

Karl-Heinz Keller kündigt allerdings an, dass es vermehrt Polizei- und Radarkontrollen zum Schulanfang geben werde. Das Hauptaugenmerk werde in diesem Jahr auf Gurtkontrollen gelegt: 2017 hatte bayernweit jeder fünfte der tödlich Verunglückten keinen Sicherheitsgurt angelegt. Bei den Kontrollen werde vor allem darauf geachtet, dass Kinder in einem Kindersitz gesichert und angeschnallt sind. Gleichzeitig werden die neu geschaffenen Tempo-30-Zonen vor Schulen und Kindergärten überwacht. Diese gelten von Montag bis Freitag zwischen 7 und 17 Uhr.

Karl-Heinz Keller von der Polizeiinspektion Dachau und seine Kollegen führen jetzt auch verstärkt Geschwindigkeitskontrollen durch. (Foto: Toni Heigl)

Der Polizist rät außerdem, nur Kinder ab der vierten Klasse und nach dem Bestehen der Fahrradprüfung alleine mit dem Rad zur Schule fahren zu lassen. Erst in diesem Alter seien die Schulkinder in der Lage, die Gefahren im Straßenverkehr in dem geforderten Ausmaß zu erkennen. Keller bittet Eltern darum, ihre Kinder möglichst selten mit dem Auto zur Schule zu fahren und stattdessen deren Selbstständigkeit im Straßenverkehr zu üben. Wer sein Kind trotzdem am ersten Tag mit dem Auto zur Schule fahre, sollte unbedingt genug Zeit einplanen, um Stau und Hektik zu vermeiden.

"Sorgenkinder" im Straßenverkehr sind für Beate Rexhäuser die Schüler der Ganztagsschule und der Mittagsbetreuung. Diese müssten zwei Mal am Tag den Schulweg im Berufsverkehr meistern, auf dem Rückweg zusätzlich belastet durch einen langen Schultag. Die wichtigste Regel, die Eltern und Verantwortliche den Schülern für den Schulweg mitgeben können: beim Überqueren der Straße immer Blickkontakt mit dem Autofahrer suchen. Hier liegen die Autofahrer selbst stark in der Pflicht - erhöhte Achtsamkeit und ein wachsamer Blick auf die Kleinsten im Straßenverkehr sind trotz sämtlicher offizieller Maßnahmen der wichtigste Schutz für die neuen Verkehrsteilnehmer.

© SZ vom 11.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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