Nach 73 Jahren:Gedenken an Kriegsverbrechen

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Französischer Präsident trifft in Oradour Dachauer Delegation

Am Samstag wurde im kleinen französischen Dorf Oradour der 642 Menschen gedacht, die vor 73 Jahren bei einem Massaker der Waffen-SS ums Leben kamen. Zum Gedenken waren auch der französische Staatspräsident Emmanuel Macron und mehrere Delegationen aus Dachau zu Gast. Der 10. Juni 1944 markiert den Tag, an dem fast alle Bewohner des französischen Dorfs ermordet wurden. Frauen und Kinder wurden in der Kirche eingeschlossen und erstickten, nachdem die SS-Leute Feuer gelegt hatten. Die Männer wurden erschossen. Nur sechs Menschen überlebten das Massaker, darunter Robert Hébras, der auch beim diesjährigen Gedenktag Ehrengast war.

Zwischen Oradour und der Stadt Dachau bestehen Bande, die CSU-Landesgruppenchefin und Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises Dachau/Fürstenfeldbruck, Gerda Hasselfeldt, vor zehn Jahren geknüpft hat. Die Beziehungen hätten sich in den vergangenen zehn Jahren deutlich verändert, erzählt Hasselfeldt spürbar berührt. Damals wollte der Bürgermeister von Oradour nur unter vier Augen mit ihr sprechen. Nun wurden die Deutschen herzlich begrüßt. Außerdem beging man gemeinsam ein freundschaftliches Abendessen am Vorabend des Gedenktages.

Auch Dachaus zweiter Bürgermeister Kai Kühnel (Bündnis) war vom zweistündigen Gedenktrauermarsch, den mehr als 50 Kranzniederlegungen und den Reden bewegt. Bei heißen Temperaturen kamen über 2000 Menschen zusammen. Auch eine mittelfränkische Delegation, der deutsche Konsul aus Bordeaux, Wilfried Krug, und die deutsche Botschaft waren zum Gedenken angereist.

Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron ließ es sich trotz Parlamentswahlen am folgenden Tag nicht nehmen, an der Gedenkveranstaltung teilzunehmen. "Unvorstellbar", fand Kühnel, dass Macron jeden mit einem netten Wort bedachte und es sich nicht nehmen ließ, Hunderten die Hand zu schütteln. Macron war in Begleitung von 500 Kindern aus ganz Frankreich. Diese Generation müsse die Erinnerungsarbeit weitertragen, betonte er in seiner Rede. Außerdem machte er deutlich, wie wichtig die europäische Idee und die deutsch-französische Freundschaft sind.

© SZ vom 13.06.2017 / SSB - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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