Modellfall:Vorsicht Pubertät

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Ulrich Wamprechtshammer teilt seine Tätigkeit in Klassiker ein. Eines der zentralen Themen der Jugendhilfe sind die Probleme von Eltern mit pubertierenden Kindern. "Da spitzen sich die Dinge oftmals in einer Weise zu, dass Hilfen von außen erforderlich sind", sagen der bisherige Leiter des Jugendamts, Ulrich Wamprechtshammer, und seine Nachfolgerin Steffi Weinhold. Der Modellfall, der in zahlreichen Variationen vorkommt, sieht folgendermaßen aus: Eltern wenden sich an das Jugendamt, weil sie nicht mehr weiter wissen. Dort finden die ersten Gespräche statt, wie und warum sich Probleme aufgetürmt haben.

In schwierigeren Fällen verfügt das Jugendamt über einen Stab an ambulanten Helfern, die in die jeweilige Familie hineingehen und meist über ein Jahr hinweg versuchen, Frieden zu stiften. Denn ab einem gewissen Konfliktgrad braucht es den Blick von außen. Aber nicht um des Friedens willen, sondern mit dem Ziel, "die Kommunikation wieder ins Lot zu bringen". Wamprechtshammer: "Das Reiz-Reaktionsmuster muss durchbrochen werden." Anders gesagt: Die Wahrheit hinter der Wahrheit wird gesucht.

Und die liegt in den meisten Fällen darin, dass das Kreisjugendamt und seine externen Fachkräfte, die es je nach Anforderung anwirbt, nicht die Jugendlichen erziehen wollen, sondern die Eltern. Sie sind der Schlüssel zum therapeutischen Erfolg. Wamprechtshammer und Weinhold begrüßen es, dass Eltern sich bereitwillig an das Jugendamt wenden. Mehr Einsatz bedeutet höhere Ausgaben, über die sich Wamprechtshammer freut: "Ich bin glücklich darüber." Ob dieses Bekenntnis auch für Familien in Scheidung gilt, ist fraglich. Wamprechtshammer wird richtig ärgerlich: "Eltern sehen nicht, dass ihre Kinder vor die Hunde gehen." Dann muss man sie vor ihren Eltern schützen.

© SZ vom 05.03.2016 / we - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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