Mitten in Weichs:Mit viel Adrenalin an den Randstein

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Ein 18-jähriger Fahranfänger will mit seinem BMW den perfekten Drift hinlegen und fährt sein Fahrzeug zu Schrott. Glücklicherweise erleidet er nur Schürfwunden und hat niemanden gefährdet. Das Auto-Drifting hat sich zu einem gefährlichen Freizeitvergnügen entwickelt

Kolumne von Helmut Zeller

Vielleicht hatte der 18-Jährige aus Petershausen die wahnsinnsgeilen Bilder aus dem US-Actionfilm "The Fast and the Furious" im Kopf, als er am Ostermontag auf dem Busbahnhof an der Realschule in Weichs den perfekten Drift hinlegen wollte. Viel mehr bleibt von dem Hollywood-Streifen aus dem Jahr 2001, der in der illegalen Straßenrennenszene spielt, ja auch nicht im Kopf zurück. Mit derart aufgetuntem Gehirn kommt schon mal der Sinn für die Realität abhanden. Und so endeten, wie die Polizei Dachau mitteilte, die Drift-Übungen des Führerscheinneulings fast zwangsläufig mit einem Totalschaden an seinem BMW. Glücklicherweise überstand der 18-Jährige den rasanten Ausflug in die schadstoffreiche Welt starker PS-Cowboys unverletzt. Weitgehend. An einer Hand zog er sich Schürfwunden zu. Immerhin hatte er sich für das unsinnige und verbotene Driften, bei dem ein schnelles Auto ins Schleudern und zum Tanzen gebracht wird - und der Fahrer über allem die Kontrolle behält - nicht eine Hauptverkehrsstraße ausgesucht. So blieb es bei etlichen Millimetern Gummi, die der Schnelle und Wilde aus Petershausen auf der Fahrbahn hinterlassen hat, bevor der 18-Jährige seinen Wagen an dem hohen Randstein einer Bushaltestelle zu Schrott fuhr. Er hatte laut Polizei wohl die Geschwindigkeit unterschätzt, auf jeden Fall seine Fähigkeiten als Stuntfahrer.

"Beim Driften provoziert man sein Fahrzeug. Es wird quer zur Fahrbahn bewegt. Eine Gratwanderung zwischen Bodenhaftung und Kontrollverlust. Dafür benötigt man echte Fahrzeugbeherrschung", lockt eine Beschreibung im Internet adrenalingierige junge Männer, die sonst nichts beherrschen. Was sie nicht lesen: Für viele endet die Gratwanderung mit schweren oder tödlichen Verletzungen. Es gäbe auch vom ADAC kontrollierte Drift-Kurse auf sicheren Plätzen. Aber das ist den Schnellen und Wilden wohl zu zahm, so wie dem 18-Jährigen offenbar auch seine Probezeit als Fahranfänger irgendwie langweilig geworden war.

© SZ vom 04.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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