Mitten in Weichs:Der Kater und der Donald

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Ob Politiker oder Katze: Menschen freuen sich, wenn andere den Schaden haben. Weltweit. Der Kater kann nichts dafür. Er ist einfach unvergesslich

Kolumne von Viktoria Großmann

Menschen sind nicht nur gut. Sie sind, trotz aller Vorsätze zu Jahresbeginn, auch niederträchtig. Kulturpessimisten finden, dass die neuen Medien dieser weniger schönen Eigenschaft Vorschub leisten. Dabei ist es im Moment ein klassisches Buch, nach dem die Amerikaner nachts bei Kälte anstehen, um sich an dem zu ergötzen, was sie bereits wussten: nämlich dass ihr Präsident orangefarbene Haare und nicht viel darunter hat. Das befriedigt im von Blizzards tiefgefrorenen Amerikaner und auch im derzeit noch nicht so verfrorenen Mitteleuropäer mehrere gemeine Gefühle. Eines heißt: "Ha, hab ich doch gewusst!", vulgo Rechthaberei. Ein anderes Voyeurismus und noch eines, viel schlimmer, heißt innerer Schweinehund. Der freut sich mal wieder, dass andere schlimmer, schlechter, blöder sind, also noch viel ärmere Schweine oder Hunde.

Dieses Gefühl ist weltweit verbreitet, hat aber nur im Deutschen auch einen Namen: Schadenfreude. Tagtäglich wird sie nicht zuletzt von amerikanischen Medien bedient. Durch Fotos von Hollywoodstars, die am Strand nicht so gut aussehen, wie im jüngsten Blockbuster, dümmliche Sprüche von Sportlern oder - und das ist wirklich unter aller Sau - selbst durch Fotos von Tieren. Seien sie nun griesgrämig wie Grumpy Cat oder schlicht unhübsch, wie jene Vierbeiner, die alljährlich zum Wettbewerb um den hässlichsten Hund geschickt werden. Die können sich ja nicht wehren.

Es sei in diesem Zusammenhang auf Kater Medy aus Weichs hingewiesen. Das schwarzfellige Tier verschwand laut Facebookeintrag seines Halters in der Gruppe "Indersdorfer samma" am 5. Januar in Weichs in der neuen Siedlung am Industriegebiet. Das Schicksal spielt insofern für die verzweifelten Besitzer, als Medy bei weitem nicht mit jedem anderen schwarzen Kater zu verwechseln ist. Seine Erscheinung ist nicht nur plüschiger als die der meisten seiner Artgenossen auf dem Lande, Medy hat auch einen ausgeprägten Silberblick. Man möchte fast sagen, wer ihn einmal gesehen hat, vergisst ihn nicht mehr. Positiv gesagt, kann der Anblick der Katze zu spontaner Heiterkeit führen, die einige Zeit anhält und bei erneutem Betrachten des Bildes noch verstärkt werden kann. Ist das gemein? Zumindest ungemein lustig.

© SZ vom 09.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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