MITTEN IN SCHÖNBRUNN:Das Lächeln hinter der Maske

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Wie schöpft man Mut in diesen unsicheren Zeiten? Vielleicht hilft Musik. Die Bewohner und Betreuer des Franziskuswerks Schönbrunn haben einen Mutmach-Song geschrieben

Kolumne von Julia Putzger

Wenn die Rede von Mut ist, dann kreisen die Gedanken im ersten Moment vielleicht um Superhelden, um wilde Gipfelexpeditionen oder einen Sprung ins Nichts. Seit das Coronavirus jedoch das alltägliche Leben verändert hat und sich zeitweise kaum mehr ein Gespräch um ein anderes Thema dreht, ist Mut auch andernorts nötig. Doch woher welchen nehmen, wenn die Verunsicherung überwiegt, die aktuelle Situation herausfordernd und bedrückend ist? Das Franziskuswerk in Schönbrunn hat sich eine ganz besondere Strategie überlegt: Mit einem eigenen Mutmach-Song will es Zuversicht spenden.

Zu Beginn des Lieds wird man auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt: "Du sitzt mir gegenüber, dein Gesicht ist verdeckt. Dein nettes Lächeln, hinter einer Maske versteckt." Doch bereits die elegischen Landschaftsaufnahmen aus der Umgebung des Franziskuswerks zeigen: Davon lässt man sich in Schönbrunn nicht entmutigen. Und so singen die Bewohner und Betreuer wenige Textzeilen später bereits schwungvoll: "Es kommt wieder a Sommer und der fangt di dann auf, i woas des klingt ziemlich flach, doch i schwör absolut drauf. Die schlimmste Zeit verliert ihren Druck, wenn i ma klar mach, es kummt a bessre. Später denk i lächelnd zruck." Wer sich ein kleinwenig mit der Musik der österreichschen Nachbarn auskennt, weiß nun sofort: Die musikalische Vorlage für den Mutmach-Song war das Lied "Wieder a Sommer" des Austropop-Trios S.T.S. Bis auf den Refrain wurde der Text des Lieds umgeschrieben.

Im Text geht es weiter: "Es gibt auch viel Neues, was jetzt entsteht. Tolle Ideen, was jetzt plötzlich geht. Ich freue mich auf die Zukunft, was wird da anders sein? Es hat auch etwas Gutes, einmal ausgebremst zu sein." Langsam schien es in Schönbrunn aber auch in den vergangenen Monaten keineswegs zuzugehen. Hinter den Masken wippten die Betreuer im Takt des Lieds, das nun regelmäßig zum Besten gegeben wird. Doch trotz aller demonstrierten Zuversicht steht eines auch für die Schönbrunner fest, was Bewohner Otto treffsicher auf den Punkt bringt: "I hoff, dass der Schmarrn bald vorbei is."

© SZ vom 02.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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