Mitten in Ottershausen:Insulaner für einen Tag

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Die Hirschgangbrücke soll saniert werden. Dafür müsste sie bis zu sieben Werktage komplett gesperrt werden. Jetzt hat die Gemeinde eine andere Lösung gefunden.

Von Rudi Kanamüller

Es gibt Botschaften der harmloseren Art und es gibt sogenannte Hiobsbotschaften. Das sind in der Regel albtraumhafte Nachrichten oder völlig unerwartete Katastrophenmeldungen. Hiobsbotschaften eben.

Die Hirschgangbrücke am Ende der Flusslandschaft muss dringend saniert werden. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Eine solche hätte in diesen Tagen beinahe die Anwohner der Amperinsel in Ottershausen um ihren verdienten Schlaf gebracht. Wären die Gedankenspiele der Mitglieder des Haimhauser Hauptausschusses über die Reparatur der Hirschgangbrücke in die Tat umgesetzt worden. Denn die Ottershauser Hirschgangbrücke ist dringend sanierungsbedürftig. Ihr bröselt praktisch der Unterbau weg. Was liegt da näher, als das Bauwerk in einem Sitz zu sanieren und dabei noch rund 8000 Euro sparen? Blöd nur, dass die Brücke dafür bis zu sieben Werktage komplett hätte gesperrt werden müssen. Die Folge: Die Anlieger wären urplötzlich zu Insulanern geworden. Die Haimhauser Landwirte hätten in dieser Zeit ihre Felder nicht mehr bewirtschaften können und noch schlimmer: Kein Notarzt, keine Feuerwehr hätte die Eingeschlossenen erreichen können. Denn auch der Fußgängerbetrieb wäre in dieser Zeit aus Sicherheitsgründen nicht möglich gewesen.

Da war plötzlich kommunalpolitisch Feuer auf dem Dach. Und in dieser Situation brauchte es einen sehr erfahrenen Löschmeister, der sich in der Person von Bürgermeister Peter Felbermeier fand. Er löschte den Brandherd bei einer Besprechung an Ort und Stelle und erklärte die mehrtägige Sperrung der Brückenzufahrt für "nicht machbar". Um die Reparatur der Brücke kommt die Gemeinde dennoch nicht herum. Jetzt sollen die Pfähle für die neue Bodenplatte an einem Nachmittag eingerammt werden. Die Sperrung der Brücke konnte so auf wenige Stunden reduziert werden. Und die restlichen Sanierungsarbeiten soll nach Eröffnung der neuen Amperbrücke im September erledigt werden.

Und das Schöne daran ist: Mit der Abwendung erspart die Gemeinde nicht nur ihren Bürgern massiven Ärger, sondern sich selbst auch noch 3000 Euro. Und das ist beileibe keine Hiobsbotschaft. Nur: passieren darf auch innerhalb dieser Zeit wirklich nichts.

© SZ vom 04.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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