Mitten in Markt Indersdorf:Teures Andenken

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Dass der Tod umsonst ist, ist nur die halbe Wahrheit. Zumindest für die Hinterbliebenen wird es teuer. Für die Gemeinden ebenso. Da helfen selbst höhere Friedhofsgebühren nicht

Kolumne von Robert Stocker

Umsonst ist nur der Tod, und selbst der kostet das Leben. Der Volksmund weiß, wovon er spricht, und auch in diesem Fall steckt darin eine tiefe Wahrheit. Die Redensart verschweigt jedoch, dass das nur die halbe Wahrheit ist. Der Tod kostet nämlich nicht nur das Leben, sondern auch Geld. Selbst Sterben sei teuer, jammern manche Bürger, und zu den steigenden Lebenshaltungskosten zähle auch der Tod. Wer ein Grab besitzt, muss dafür Gebühren an die Gemeinde bezahlen, die für den Unterhalt zuständig ist. In Indersdorf sollen sie deutlich steigen. Schon wieder höhere Abgaben, stöhnt der Bürger. Allein die Abwasserentsorgung koste ja schon einen Haufen Geld. Von der Beteiligung am Straßenausbau ganz zu schweigen.

Ja, das Leben ist teuer, und das Sterben auch. Zu teuer, fanden zunächst einige Gemeinderäte. Denn die Friedhofsgebühren steigen vom 1. Januar 2018 an um teilweise bis zu 150 Prozent. Der Unterhalt eines Familiengrabs wird für eine Laufzeit von zehn Jahren 813 Euro kosten. Bisher waren dafür 495 Euro zu zahlen. Die Kosten für ein Urnengrab steigen nicht ganz so dramatisch. Sie klettern von 259 auf 318,80 Euro. Das sei gegenüber dem Bürger nicht mehr vertretbar und tue einem Rentner mit geringem Einkommen weh, so die Argumente der Gegner. Grundlage der Erhöhung ist die Kostenkalkulation eines Fachbüros. Das ermittelte, dass die neuen Gebühren ohnehin nur 75 Prozent der gestiegenen Kosten decken. Bei den bisherigen Gebühren waren es 56 Prozent. Das führte zu der Einsicht im Gemeinderat, "dass wir damals viel zu billig waren." Denn vor neun Jahren habe ein Familiengrab nur 213 Euro gekostet. Die bisher letzte Gebührenerhöhung erfolgte zum 1. März 2013. Jetzt kam der Gemeinderat überein, dass die neuen Grabgebühren von 2018 an die Kosten wenigstens zu 65 Prozent decken sollen, von 2020 an zu 75 Prozent.

Künftig sollen die Gebühren alle vier Jahre moderater steigen. "Wir waren bisher zu günstig, das ist jetzt ein Schnitt", sagte der dritte Bürgermeister Hans Lachner. Das könnte zu einem Boom der Urnengräber in Indersdorf führen. Vielleicht sind in der Marktgemeinde bald auch Bestattungen im Wald erlaubt.

© SZ vom 15.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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