Mitten in Markt Indersdorf:Mein Nachbar, der Biber

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In Markt Indersdorf erkunden Biber bei einem Bummel durch die Wohngebiete gerne mal die Reviere der Menschen. In Auseinandersetzungen mit den Zweibeinern bleiben sie öfter mal der Sieger

Von Robert Stocker

Der Biber, heißt es in der Internet-Enzyklopädie Wikipedia, ist ein semiaquatisches Säugetier. Er lebt also im Wasser und an Land. In Flüssen und Seen erinnert er an ein Schnellboot, hat er aber festen Boden unter den Schwimmhäuten, kommt er wie eine lahme Ente daher. Wenn er in unberührter Natur keinen Lebensraum findet, siedelt sich das Nagetier auch mitten in Ortschaften oder direkt an einer Autobahn an. Dass Wikipedia damit nicht falsch liegt, lässt sich mitten in Indersdorf beobachten. Im Bereich der Glonnbrücke an der Dachauer Straße, über die täglich tausende Autos donnern, haben Biber einen Abschnitt des Flusses zu ihrem Revier erkoren.

Das lässt sich nicht nur an den vielen angenagten Bäumen erkennen. Immer häufiger verlassen die Tiere auch ihre Deckung und erkunden die Reviere des Menschen. Vor einiger Zeit spazierte ein ausgewachsenes Exemplar in der Abenddämmerung auf dem Philosophenweg. Das Tier begegnete einem jungen Mann, der später aufgeregt seinen Freunden erzählte, er habe einen kleinen Bären gesehen. Auf den Biber machte die Begegnung eher weniger Eindruck. Er trottete in aller Seelenruhe den Weg entlang, bevor er sich gemächlich wieder ins Wasser verzog. Mittlerweile stoßen die Nagetiere auch in den Privatbereich der Menschen vor. Am Franz-Fischer-Weg direkt an der Glonn trottete ein Biber neulich durch ein offenes Gartentor. Ob er sich schnell wieder vom Acker machte, oder genüsslich an einem Obstbaum nagte, darüber gibt es keine Berichte.

Dass die Tiere mitten im Ort keine Scheu mehr vor Menschen haben, zeigt auch eine andere Episode. An der Uferböschung der Glonn hatte ein Biber einen dicken Ast im Maul, den er offenbar wegschleppen wollte. Ein übermütiger Spaziergänger ging auf das Nagetier zu, packte das andere Ende des Astes und wollte dem Biber die Beute entreißen. Beide zerrten an dem Ast, bis der Spaziergänger aufgab. Weder ergriff das Tier die Flucht, noch ließ es sich von dem ungebetenen Besucher unterkriegen. In diesem Nachbarstreit blieb der Biber Sieger.

© SZ vom 11.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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