Mitten in Lauterbach:Die Odyssee der süßen Luca

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Anwohner entdecken ein herrenloses Lamm in einem Garten und rufen die Polizei. Keine große Sache, denken die Beamten. Aber das Tier entzieht sich der Festnahme. Am Ende wird alles gut: Retter, Wohltäter und Besitzer freuen sich - hoffentlich auch das Schaf

Kolumne von Helmut Zeller

Tiereinsätze gehören zum Alltag der Polizei: Mal wird von einer viel befahrenen Straße ein Kaninchen dem sicheren Verkehrstod entrissen, dann wieder eine kleine Eule gerettet, die in Sturm und Hagel die Orientierung verloren hat. Im Landkreis Dachau arbeitet die Polizeiinspektion eng mit dem Tierschutzverein zusammen, der für die Beamten zahllose Hunde, Katzen, alles mögliche Getier, häufig in einem bemitleidenswerten Zustand, zusammensammelt und versorgt. Am Sonntagmorgen war es mal wieder so weit: Anwohner der Palsweiser Straße in Lauterbach in der Gemeinde Bergkirchen alarmierten gleich die Polizeieinsatzzentrale in Ingolstadt. In einem Garten lief ein herrenloses Schaf umher - es hätte schlimmer kommen können. Den Beamten ist noch gut das Wildschwein in Erinnerung, das im Oktober 2017 durch die Eingangstür einer Zahnarztpraxis in Röhrmoos stürmte und ziemlich randalierte. Die arme Sau wurde am Ende von herbeigeholten Jägern erschossen, weil sie jede Kooperation verweigerte.

Aber so ein sanftes Lamm, das dürfte ja gleich erledigt sein, dachten die Beamten der Inspektion Dachau, die um 7.45 Uhr herbeieilten. Von wegen. Das putzige Geschöpf, ein Merinoschaf, brachte die Polizisten ganz schön ins Schwitzen. Das Lamm wollte sich der Festnahme entziehen und lief davon, versteckte sich in Gebüschen und rannte dann aus dem Garten fort. Den mehrmaligen Ruf "Halt! Polizei!" ignorierte das Tier einfach, ganz so, wie ein auf frischer Tat ertappter Dieb. Schließlich versteckte sich das Schaf hinter einem Wohnwagen in der Palsweiser Straße. Das war ein Fehler. Hier war es dem beherzten Zugriff der zwei Polizisten ausgeliefert.

Der Erlebnishof Berglbauer in Kreuzholzhausen nahm sich des Schafes an und wollte es versorgen, bis der Eigentümer gefunden ist. Keine Frage, einen besseren Unterschlupf hätten die Beamten nicht finden können. Seit mehr als zehn Jahren leben Schafe auf dem Hof, ganzjährig dürfen sie auf der Weide laufen und bekommen nur das "beste Futter", wie es auf der Website der Erlebnishofes heißt. Deshalb ist das Fleisch dieser "Shropshire"-Schafe auch "der Hit auf dem Grill!". Aber die Geschichte hatte doch noch ein Happy End: Am Abend, bevor noch die Grillkohle glühte, meldete sich ein 59-jähriger Bergkirchner bei der Polizei. Er war durch Facebook auf seine Luca aufmerksam - so heißt das Schaf, das nun wieder zu Hause ist.

© SZ vom 30.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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