Mitten in La Palma:Urlaub wider Willen

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Acht Wochen wollte Günter Meikis Urlaub auf den Kanaren machen, wegen des Coronavirus wurden 14 Wochen daraus. Zurück in Deutschland muss er nun noch bis zum 24.Mai in Quarantäne bleiben.

Von Christiane Bracht

Acht Wochen wollte Günter Meikis mit seiner Frau Urlaub auf den Kanaren machen. Jetzt ist der Karlsfelder wieder zuhause - nach 14 Wochen. Der 78-jährige Kommunalpolitiker lacht über das "große Abenteuer" seiner Rückkehr: Fünf Flughäfen musste das Ehepaar passieren, überall ein- und auschecken, Transitbereiche gibt es nicht mehr, Essen und Getränke auch nicht. Die Lufthansa schenkte den Passagieren eine Flasche Wasser - aber keinen Öffner, und so mussten die Meikis ihre Flasche später ungeöffnet wieder abgegeben. Mehr als 14 Stunden lang waren sie unterwegs. Eigentlich wollte das Rentnerpaar bereits am 26. März zurückfliegen. Doch der Flug wurde gestrichen, die Maschine blieb am Boden. Man vertröstete das Paar auf "nächste Woche" - wieder und wieder. Die Hoffnung blieb - bis der gesamte Flugverkehr lahmgelegt wurde.

"Die haben die Leute aus der ganzen Welt zurückgeholt, aber aus La Palma nicht", sagt der frühere Gemeinde- und Kreisrat. Was andere für einen Alptraum halten mögen, war für Meikis "nicht schlimm". Er musste auch nicht in ein beengtes Hotelzimmer zurückkehren, das Paar hat ein eigenes Appartement. "Anfangs konnte man noch ans Meer gehen, dann nur noch einzeln zum Supermarkt", erzählt Meikis. Das schmälerte das Urlaubsgefühl schon. Seine Frau begann, aus alten Handtüchern Masken zu nähen. Ein mulmiges Gefühl habe er schon manchmal gehabt, gibt der Rentner zu. Aber anders als in Spanien wütete das Virus auf der kanarischen Insel "nicht so schlimm". Knapp 100 Infizierte seien es am Schluss gewesen, sagt Meikis.

Natürlich dachte der Kommunalpolitiker auch gelegentlich an die Heimat. In Karlsfeld verpasste er seine letzte Gemeinderatssitzung. "Das war bedauerlich", sagt er. Immerhin 30 Jahre gehörte er dem Gremium an. Aber die SPD hielt ihn auf dem Laufenden. Hätten die Kollegen gewusst, dass er unterdessen im Liegestuhl auf seiner Dachterrasse saß und gemütlich einen Kaffee schlürfte - sie wären sicher neidisch geworden. "Von dort sieht man wunderbar auf den Atlantik, hört das Rauschen der Wellen und gelegentlich spritzt das Salzwasser ganz fein auf die Lippen", erzählt Meikis voller Begeisterung. Aber auch für ihn ist jetzt Schluss mit Urlaub: Bis zum 24. Mai muss er nun in Quarantäne bleiben.

© SZ vom 15.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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