Mitten in Karlsfeld:Regengrau und schmutzigbraun

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Der Gemeinderat testet verschiedene Betonplatten für die Neue Mitte. (Foto: Heigl)

Der Bodenbelag der Neuen Mitte soll ein lebhaftes "regelmäßig-unregelmäßiges Muster" erhalten, dreifarbig

Von Gregor Schiegl

Das Bauwesen ist eine Geschichte voller Irrtümer, Fehler und menschlicher Unzulänglichkeiten. Mal kracht eine Kuppel ein, mal sackt der Boden weg, mal vergisst der Baumeister triviales Beiwerk wie Toiletten. Weit verbreitet sind auch gestalterische Mängel wie Missgriffe bei Wandfarben und Bodenbelägen. Im Katalog sehen die Materialien oft ganz toll aus, sind sie einmal verbaut, überfällt den Eigentümer oft der spontane Wunsch nach Abriss und Neubau. Das Vorstellungsvermögen des Menschen ist eben begrenzt und mangels Wissen oft stark gefärbt vom Wollen.

Um derlei vorzubeugen, wurde die Bemusterung erfunden. Was in der Theorie nur grau ist, zeigt sich in der Praxis oft differenzierter. Zum Beispiel in den Abstufungen hellgrau, mittelgrau und metallgrau. Bei einem Ortstermin konnten Karlsfelds Gemeinderäte jüngst den künftigen Bodenbelag am Platz von Karlsfelds baulichem Jahrhundertbauwerk - der Neuen Mitte - bewundern. Dabei hatten sie die Wahl zwischen einer zweifarbigen Version aus Betonplatten und einem lebhaften "regelmäßig-unregelmäßigen Muster", dreifarbig. Letzteres setzte sich mit Dreiviertelmehrheit durch - trotz widriger Umstände. Kurz zuvor hatte es nämlich geregnet, was den Musterplatten, die erst teilweise abgetrocknet waren, eine vierte und eigentlich nicht vorgesehene Farbnuance hinzufügte, die an dieser Stelle ganz unfachmännisch regengrau genannt sei.

Die Notwendigkeit einer Befestigung des zentralen Platzes stand indes außer Frage: Die Baustellenzufahrt war ein einziger Parcours ausgedehnter Pfützen und schlammiger Fahrrinnen. Wohl dem, der wie SPD-Chef Franz Trinkl, mit dem Fahrrad angereist war und die bei Politikern sonst so hochgelobte Bodenständigkeit vermeiden konnte. Alle anderen mussten die Beratungen mit schmutzigbraunem Beinkleid fortsetzen. Die Landschaftsarchitekten standen derweil bei Oberschleißheim im Stau und ärgerten sich grün und blau. Ob giftgrün oder kobaltblau wissen wir nicht.

© SZ vom 12.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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