Mitten in Karlsfeld:Nichts als Lärm

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Tagtäglich rauscht eine Blechlawine durch Karlsfeld und verursacht einen immensen Lärm. Doch nun beschweren sich verärgerte Bürger über eine ganz andere Art von Lärm.

Kolumne von Walter Gierlich

An Problemen fehlt es der zweitgrößten Gemeinde im Landkreis Dachau nun wirklich nicht: Allein die immense Lärmbelastung durch die tägliche Blechlawine im Ort bereitet den Karlsfelder Gemeinderäten viele Stunden wiederkehrender Diskussionen über mögliche Lösungen respektive eine Erlösung. Wirklich gefunden wurde sie noch nicht. Apropos Lärm. Zum Sprachrohr durch eine andere Art von Lärm verärgerter Bürger machte sich in der jüngsten Gemeinderatssitzung Bernd Rath (Bündnis). Anwohner der Rathausstraße hätten sich an ihn gewandt, weil auf dem Marktplatz Jugendliche immer wieder abends schreien und sogar Fußball spielten. Ob man das Treiben denn nicht verbieten könne? Bernd Rath stellte die Frage und guckte erwartungsvoll: Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) wusste bereits von den Klagen der Bürger. Ähnliche gebe es auch in der Neuen Mitte, doch müsse die Frage eines Verbots erst einmal rechtlich geprüft werden, erklärte Kolbe. Der Verkehrslärm jedenfalls lässt sich so einfach nicht verbieten, mag Kolbe dabei gedacht haben. Im Vergleich dazu ist die Lärm-Emission Jugendlicher so erschütternd auch wieder nicht.

Aber derjenige, der den Lärm ertragen muss, hat darauf natürlich eine völlig andere Perspektive. Das machte eine Anwohnerin klar, die der Sitzung beiwohnte, und schließlich ihr Anliegen noch selber vorbringen durfte. Bürgermeister Kolbe fragte sie, ob sich die als Ruhestörung empfundenen Vorgänge vor oder nach 22 Uhr abspielten. "Vor 22 Uhr, aber die laute Techno-Musik - einfach unerträglich", antwortete die Frau. Das mache eine Lösung nicht einfacher, sagte der Rathauschef. Nach der Gemeinderatssitzung, draußen vor dem Sitzungssaal, sagte die Frau schließlich noch verwundert, dass seit einigen Tagen erstaunlicherweise abends an der Rathausstraße Ruhe herrsche. Sie wüsste gern, wer das erreicht habe. Vielleicht sind die Jugendlichen ja einfach bei Temperaturen von mehr als 30 Grad lieber am Karlsfelder See als zwischen Wohnblöcken am Marktplatz. Hoffentlich beschweren sich nicht auch noch die Badegäste.

© SZ vom 01.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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