Mitten in Karlsfeld:Lahmer Krake aus Silicon Valley

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Der US-Konzern Google kündigte zu Jahresbeginn groß an, 25 000 Chromebooks für die Flüchtlingshilfe zu stiften. Auch die Karlsfelder bewarben sich - und warten bis heute

Von Walter Gierlich

Spenden sammeln ist eine mühsame Angelegenheit. Das weiß in Bayern schon jedes Kind, das einmal als Sternsinger von Haustür zu Haustür gezogen ist, um ein paar Groschen für Mädchen und Buben in Not zu erbetteln. Dass aber umgekehrt auch der Empfang einer Spende eine zähe Sache sein kann, davon kann der Karlsfelder Asyl-Helferkreis ein beredtes Klagelied singen.

Der US-Konzern Google hatte Anfang dieses Jahres eine große Hilfs- (und Werbe-) aktion gestartet: Man wolle 25 000 Chromebooks für die Flüchtlingshilfe in Deutschland stiften. Für 5000 davon könnten sich gemeinnützige Organisationen bewerben, hieß es damals in zahlreichen Veröffentlichungen. Zur Klarstellung für Menschen, die nicht allzu internetaffin sind: Chromebooks haben weder etwas mit dem giftigen Metall noch mit Druckwerken aus Papier zu tun. Vielmehr handelt es sich um Laptops.

Jedenfalls sah der Karlsfelder Helferkreis die Chance, einen solchen Rechner zu ergattern, da die Ehrenamtlichen alle Aktivitäten über ihre privaten Computer erledigen. Am 27. Januar also gab Sprecher Fabian Baur seine erste Bewerbung ab. Gut zwei Wochen später wurde er zum zweiten Schritt eingeladen, der im Wesentlichen darin bestand, die erste Bewerbung in ein Online-Formular zu übertragen. Es vergingen weitere eineinhalb Monate, ehe der Helferkreis die Mitteilung erhielt, dass die zweite Bewerbung nun geprüft werde. Am 5. April dann folgte die Ankündigung des Konzerns, dass die Entscheidung in derselben Woche fallen solle. Fehlanzeige: Obwohl Baur zwei und vier Wochen später nachhakte, wurde er inzwischen auf Mitte Mai vertröstet. Dann erst werde bekanntgegeben, wer einen Rechner bekommt.

Das Szenario passt zum milliardenschweren Datenkraken Google, die 2014 lediglich 12,9 Millionen Euro Steuern in Deutschland gezahlt hat und die versprochenen 25 000 Chromebooks quasi aus der Portokasse spendiert. Den Imagegewinn als vermeint-lich spendables Unternehmen mit humanitärer Ausrichtung hatte ja bereits die in den Medien groß ausgebreitete Ankündigung im Januar gebracht. Vielleicht erbarmt sich stattdessen nun ein mittelständisches Unternehmen im Landkreis des Karlsfelder Helferkreises und zeigt dem Multi aus dem Silicon Valley, dass Hilfe auch schnell und unbürokratisch geleistet werden kann. Ganz ohne bundesweites Öffentlichkeitsbrimborium.

© SZ vom 03.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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