Mitten in Karlsfeld:Im Land der Autoliebhaber

Das Auto ist das liebste Spielzeug der Deutschen, das sieht man schon bei den Kleinsten. Szenen aus einem Karlsfelder Supermarkt

Von Walter Gierlich

Auf den Parkplatz des Supermarkts fährt ein großer schwarzer SUV. Viele Stellplätze sind frei. Doch das Riesenauto braust daran vorbei, bis der Fahrer ganz nahe am Eingang eine Parklücke entdeckt und das Gefährt abstellt. Genau vor einem Schild, das darauf hinweist, dass dieser Platz für Eltern mit Kindern reserviert ist. Ein älterer Herr, sportlich und grauhaarig, steigt aus. Von einem Kind ist nichts zu sehen. Das Schild scheint ihn nicht zu kümmern. Der Mann eilt schnellen Schrittes in den Laden.

Wenige Augenblicke danach biegt ein junger Mann mit seinem Fahrrad auf den Parkplatz ein. Er steuert die Radlständer an und steigt ab. Dann hebt er seine kleine Tochter aus dem Kindersitz und geht mit ihr in Richtung Einkaufskarren. Doch das vielleicht drei Jahre alte Mädchen macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Mit den schmucklosen Drahtfahrzeugen, die der Vater mit Hilfe eines Euro in Betrieb nehmen möchte, hat die Kleine gar nichts am Hut. Sie hat ein buntes Plastikwägelchen entdeckt, das vorne einem Auto nachgebildet ist. Ehe der Papa sich versieht, sitzt das Mädchen auf dem Fahrersitz und hat das Lenkrad in der Hand.

Brrmm, brrmm. Die Tochter lässt den Motor röhren, wenn auch nur mit selbst fabrizierten Geräuschen. Der Vater muss seufzend nachgeben und den Plastikwagen ins Geschäft schieben. Die Verlockung für das Kind war einfach zu groß. Ein Auto macht halt mehr her als Papas Fahrrad, selbst wenn es nur aus Kunststoff ist. Deutschland ist Autoland. Das lernen die Kinder schon beim Einkaufen.

© SZ vom 18.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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