Mitten in Karlsfeld:Herzen auf Kanaldeckel

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Schon wieder: In 14 Tagen ist Valentinstag. Diesmal könnte man meinen, auch prominete Politiker machen Werbung für die Erfindung cleverer Geschäftsleute, die Pralinen, Juwelen und Blumen an den Mann und die Frau bringen wollen

Kolumne Von Walter Gierlich

In knapp zwei Wochen ist es wieder soweit: Dann schlagen die Herzen von Floristen, Juwelieren oder Pralinenverkäufern im Landkreis höher, denn dann ist Valentinstag, der von geschäftstüchtigen Händlern erfundene Tag der Liebenden, die sich mit möglichst kostspieligen Geschenken ihre Zuneigung bezeugen sollen. Schon seit Wochen wird - mal grell, mal diskret - von der Werbung an das bevorstehende Liebesdatum erinnert, damit ja niemand vergessen möge, rechtzeitig einzukaufen. Doch in diesem Jahr bräuchte es das Tamtam eigentlich gar nicht, haben uns doch Prominente mit öffentlichen Bekundungen ihrer gegenseitigen Wertschätzung ausreichend auf den Tag vorbereitet, der ursprünglich einmal dem Gedenken an den heiligen Valentin galt, einen Märtyrer, der seines Glaubens wegen enthauptet worden sein soll. Da haben beispielsweise die Herren Seehofer und Söder sich beim CSU-Parteitag beinahe wie zwei verliebte Teenager turtelnd präsentiert. Und der Ältere hat dem Jüngeren bei dieser Gelegenheit mit dem Amt des Ministerpräsidenten ein wahrhaft luxuriöses Geschenk gemacht. An Jungverliebte erinnern auch bisweilen die Unterhändler der Groko. Nur das Händchenhalten fehlt noch, wenn Sozis und Christdemokraten vor die Mikrofone treten, um mitzuteilen, was sie bei ihren nächtlichen Zusammenkünften in versteckten Separees ausgekungelt haben. Da überreichen die Genossen dann eben auch mal eine großzügige Morgengabe an den alten und neuen Galan, die leider zu Lasten der Geflüchteten geht. Kann man halt nicht ändern.

Wie schön ist es da doch, wenn man Liebesbeweise entdeckt, die nicht vor großem Publikum und sogar ganz anonym abgegeben werden. Und die nicht einmal etwas kosten. Solche Zeichen der Zuneigung kann man in einer Siedlung in Karlsfeld auf dem Fußweg zwischen Bussardstraße und Krähenweg sehen: Herzen, mit Farbkreide gemalt, zieren jeden Kanaldeckel auf dem Weg zum/r Angebeteten. Entzückend.

© SZ vom 05.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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