Mitten in Karlsfeld:Gänse mit guten Manieren

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Immerhin verrichten die Kanadagänse am Karlsfelder See ihre Notdurft nicht da, wo sie auch fressen - also auf der Liegewiese. Schwierig wird es jetzt nur für den Badegast sauber über den Kiesstreifen ins Wasser zu gelangen

Kolumne von Walter Gierlich

Loriot-Fans - und wer ist das nicht - kennen natürlich den Sketch über den Heiligen Abend bei Familie Hoppenstedt, an dem der Opa beim Anblick des Christbaums ständig jammert, dass früher mehr Lametta dran war. Ein weiterer Höhepunkt der Handlung ist der Auftritt des Buben Dicki, der vor der Bescherung ein Weihnachtsgedicht aufsagen soll. Es ist kurz und schlicht: "Zickezacke Hühnerkacke."

Nicht um selbige geht es uns hier, aber doch um die Ausscheidungen einer anderen Vogelart, der berüchtigten Kanadagänse. Die haben schon Bürgermeister von Kurorten zur Verzweiflung gebracht, weil sie deren Parks mit ihren Hinterlassenschaften regelrecht überfluteten. Mancherorts waren Spielplätze nicht mehr benutzbar, nachdem sie von diesen Tieren aus der Familie der Entenvögel heimgesucht worden waren. Und der eine oder andere beliebte Badestrand lag wegen Branta canadensis, wie diese Gänse in der zoologischen Fachsprache heißen, selbst an heißesten Sommertagen öde und verlassen da.

Ein Schwarm - oder sollte man besser sagen: eine Horde dieser Viecher hat sich seit einigen Tagen auch am Karlsfelder See niedergelassen. Und anders als die süßen Entchen, die ohne größere Scheu zum Entzücken aller kleinen Kinder einzeln oder paarweise und bisweilen mit ihren Küken im Schlepptau furchtlos zwischen den Badegästen herumwatscheln, besetzen nun die großen graubraunen Tiere mit dem schwarzen Kopf und dem weißen Fleck am langen Hals rudelweise gleich ganze Abschnitte der Liegewiese und schlagen sich mit saftigen Grashalmen den Magen voll.

Doch glücklicherweise sind diesen unerbetenen Vegetariern gute Tischsitten nicht unbekannt. Denn dort, wo sie ihre Mahlzeiten einnehmen, verrichten sie natürlich nicht ihre Notdurft. Um die Produkte ihrer Verdauung loszuwerden, begeben sie sich auf den von vielen Badegästen seit Jahren stark kritisierten, am Ufer aufgeschütteten Kiesstreifen. Anders als in der Wiese sind die Exkremente dort gut sichtbar, so dass man sich mit Dicki Hoppenstedts etwas abgewandeltem Weihnachtsgedicht gefahrlos ins Wasser begeben kann: "Im Zickzack um die Gänsekacke."

© SZ vom 11.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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