Mitten in Karlsfeld:Das Lächeln der Kassiererin

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Meistens wird man beim Bezahlen nach Payback-Karten oder auch der Postleitzahl gefragt. Diesmal ist die Frage eine fast schon persönliche - und die Antwort erfreut die Dame an der Kasse

Kolumne von Walter Gierlich

Man hat sich daran gewöhnt, am Ende des Einkaufs nach etwas gefragt zu werden. "Haben Sie eine Payback-Karte?", will etwa die junge Auszubildende an der Kasse der Drogerie wissen. "Sammeln Sie Punkte?", fragt mit gelangweilter Miene die Kassiererin im Supermarkt. Und im Baumarkt oder im Möbelgeschäft wüsste der Mann, dem man die Geldscheine hinblättert oder die EC-Karte reicht, gerne die Postleitzahl des Wohnorts. Man antwortet dann automatisch, ohne groß auf den Inhalt der Frage zu achten. So schien es kürzlich auch in einem Karlsfelder Supermarkt zu laufen, als die freundliche Dame an der Kasse beim Nachzählen des Geldes fast beiläufig ihr Anliegen vortrug. Plötzlich ein Stutzen, als der Käufer ansetzte, wie immer gelangweilt zu verneinen, eine Datensammelkarte oder ein Rabattmarken-System zu nutzen. Hoppla! Die junge Frau wollte ja gar nichts davon wissen, sie hatte etwas anderes im Sinn: "Wollen Sie, dass wir an Weihnachten öffnen?" Nun dürfte sie vermutlich nicht die kompletten Weihnachtsfeiertage gemeint haben, sondern wohl nur den Heiligen Abend, der in diesem Jahr auf einen Sonntag fällt. In so einem Fall ist es nach geltendem Gesetz in Bayern erlaubt, drei Stunden lang Lebensmittel zu verkaufen.

Die diesmal bewusst und deutlich ausgesprochene negative Antwort zauberte dann auch ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht der Verkäuferin, als sie das Nein per Knopfdruck speicherte. Vergrößert es doch die Chance, dass sie - ebenso wie alle ihre Kolleginnen aus diesem Laden - Heiligabend wenigstens heuer gemütlich zu Hause mit ihrer Familie verbringen kann, anstatt gehetzte Kunden bedienen zu müssen, die wieder einmal vergessen haben, sich für die Feiertage mit genügend Vorräten einzudecken. Und jene, die ohnehin stets über die vermeintlich so restriktiven Ladenöffnungszeiten in Deutschland schimpfen und betonen, dass sie deshalb nur noch online einkaufen? Die dürfen sich bestärkt fühlen und gern versuchen, die fehlenden Zutaten für ihre Feiertagsmenüs im Internet zu ordern. Der Weihnachtsmann wird sie nicht bringen - und der unterbezahlte Bote des Lieferdienstes wohl auch erst am Mittwoch nach den Feiertagen.

© SZ vom 12.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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