Mitten in Karlsfeld:Auf den Platz, los!

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Die Karlsfelder dürfen sich einen Namen für ihre Neue Mitte ausdenken. Es gibt Preisgeld, ein kleines. Der Platz ist ja auch eher klein. Damit sind einige Namen von vornherein ausgeschlossen

Von Gregor Schiegl

Zu den schwierigsten Übungen im Karlsfelder Gemeinderat gehört die Benennung von Straßen und Plätzen. Was Jahrzehnte lang durcheinanderwucherte, versucht man heute wenigstens taxonomisch sauber zu ordnen nach Blümchen, Gebirgen oder Dichtern. Überlagert werden die Namensfindungsversuche von heimatkundlichen und historischen Erwägungen, manchmal auch von Überlegungen der politischen Opportunität. Dank der CSU dürfen sich jetzt mal die Bürger den Kopf darüber zerbrechen, wie der Platz mitten in der Neuen Mitte heißen soll. Bis 15. Januar können die Bürger Vorschläge einreichen, per Post an: Gemeinde Karlsfeld, Gartenstraße 7, 85757 Karlsfeld, zu Händen Frau Hotzan oder an bauamt@karlsfeld.de. Die drei besten Einsendungen werden mit Einkaufgutscheinen in Höhe von 100, 200 und 300 Euro belohnt. Das ist eine überschaubare Prämie, aber mit rund 1000 Quadratmetern ist der Platz ohne Namen ja auch eher ein Plätzchen. Karlsfelder Winkel, die Nische, Ecke in der Mitte oder Karlsfelder Fleckerl wären adäquate Namen.

Allerdings strebt das einstige Torfdorf Karlsfeld nach Höherem, will nun als urban gelten mit seinem "Boulevard Münchner Straße". Deshalb sollte auch der Name für die Mitte großstädtisch angehaucht sein. Münchner Platz wäre naheliegend oder Stefansplatz, wahlweise benannt nach Landrat Stefan Löwl, Bürgermeister Stefan Kolbe oder seinem Erzfeind Stefan Best vom gescheiterten Investor HIH. Platz des Himmlischen Friedens kommt nicht in die Tüte, selbst wenn im Karlsfelder Reich der Mitte tote Hose herrschen sollte. Dort gibt es ja nicht mal genügend Platz für eine ordentliche Militärparade. Grauer Platz wäre noch denkbar, Betonade ebenfalls oder Little-Times-Square. Schließlich haben Kritiker, das Ortszentrum schon früh als Klein-Manhattan bezeichnet. Weitere Vorschläge wären: Platz der schwäbischen Hausfrau, Preiswert Karlsfeld, Piazza di Muro Lucano (Karlsfelds Partnerstadt) oder - ganz unverbindlich und zugleich geheimnisvoll - der "Du-weißt-schon-wer-Platz". Besonders mickrige und trostlose Bauwüsten werden auch gerne Platz der Deutschen Einheit getauft oder Europaplatz.

Kommt hier also nicht in Frage.

Keine Chancen auf einen Platz in Karlsfeld dürfte auch der Schriftsteller und Revolutionär Ernst Toller haben. Gegen ihn gibt es im Gemeinderat tief sitzende politische Vorbehalte: Vor seiner Wendung zum Pazifisten war der Mann doch tatsächlich der Ansicht, die Arbeiter müssten sich mit Waffen gegen schießwütigen Weißgardisten zur Wehr setzen. Das macht man nicht in Karlsfeld. Dort sammelt man Unterschriften. Oder man gründet eine Bürgerinitiative.

© SZ vom 06.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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