Es gibt ja notorische Nörgler und Querulanten, die immer ein Haar in der Suppe finden. Mal ist ihnen das Essen im Restaurant zu kalt, mal knallen sie verärgert das Fenster zu, weil es im Wartezimmer der Arztpraxis angeblich zieht. Oder weil ihnen die Autos auf der Straße zu laut sind. Fast alle Nörgler reagieren allergisch auf Lärm. Diese Neurotiker würden am liebsten auch Volksfeste abschaffen, weil ihnen die wunderbare Musik aus den Boxen der Fahrgeschäfte auf die Nerven geht. Viele fahren während der Volksfestzeit deshalb in Urlaub.
Das Indersdorfer Volksfest etwa ist nach zehn Tagen vorbei, und wenn die Lärm-Allergiker von der Adria heimgekehrt sind, ist für sie die Welt wieder halbwegs in Ordnung. Warum diese paar Tage so schlimm sein sollen, können wohl nur Menschen nachvollziehen, die sich an zünftiger Blasmusik stören. Als ob das wirklich eine Belästigung wäre! Welche Töne dagegen wirklich das Mark erschüttern, erleben täglich die Anlieger des Spielplatzes neben der Sparkasse. Im Frühjahr wurde dort ein Gerät aufgestellt, an dem selbst lärmresistente Menschen verzweifeln können. Das Ding ähnelt einem Sessellift: Ein Sitz, der zwischen zwei Masten an einem Seil aufgehängt ist, saust mit einem schrillen Geräusch bergabwärts. "Huiiii", ertönt es dann wieder und wieder. Wer es hört, fühlt sich an den Ruf der Indersdorfer Hexen erinnert, doch die sind eigentlich nur im Fasching unterwegs. Der Sessellift steht dagegen das ganze Jahr auf dem Spielplatz, und wahrscheinlich wird er auch an kalten Tagen benutzt, weil Sessellifte irgendwie zum Winter gehören. Auch in den Sommerferien drang dieses schneidende "Huiii" permanent zu den Häusern herüber und kroch durch die Ritzen der Fenster und Türen, vormittags, nachmittags und auch nachts. Denn der Lift ist nicht nur bei Kindern beliebt. Auch Jugendliche und selbst Erwachsene lieben ihn.
Kann gut sein, dass der eine oder andere Spielplatz-Anlieger Konsequenzen und in die Nähe des Volksfestes zieht. Das bisschen Blasmusik an ein paar Tagen ist Erholung pur - im Vergleich zu diesem hässlichen und ständigen "Huiii". Und die wilden Biesler stören dann auch nicht mehr.