Mitten in Indersdorf:Mein Wirt, der Grieche

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Bayerische Wirtshäuser sind eine aussterbende Spezies. Andere Lokale verdrängen sie auch auf dem Land

Von robert stocker

Es ist schon ein Jammer mit den bayerischen Wirtshäusern auf dem Land. Sie sind eine aussterbende Spezies. Eins nach dem anderen macht seine Schotten dicht, weil sich der Betrieb nicht mehr rentiert. Stammtische sind eher selten geworden, statt Ratsch und Tratsch bei einer kühlen Halben locken Flachbildfernseher und Internet im trauten Heim. Die zunehmende Industrialisierung löste auch auf dem Land einen Strukturwandel aus. Die Dorfgemeinschaften veränderten sich, in die Wirtschaften verirrten sich immer weniger Gäste. Der Nachwuchs von Wirtsleuten hat keine Lust, unter solchen Umständen den elterlichen Betrieb weiterzuführen.

Fünf bayerische Wirtshäuser gab es einst in Indersdorf, genau eines ist davon übrig geblieben. Die Frage ist, wie lange noch. Ansonsten ist die örtliche Gastronomie fest in griechischer und italienischer Hand. Das früher sehr beliebte Gasthaus Steidle hat ein griechischer Investor gekauft. Er suchte lange Zeit einen Pächter, der die bayerische Wirtschaft weiter betreiben sollte. Fehlanzeige. Das Lokal "Mexicanos" läuft ebenfalls unter griechischer Führung, auch wenn es der Name nicht vermuten lässt. Im Restaurant "Bierteufel" werden Gyros und Souvlaki serviert - der Chef ist selbstverständlich Grieche. Sein Bruder hat ein Lokal am Marktplatz wiederbelebt, das zuvor ebenfalls ein Grieche betrieb. Schon nach einem halben Jahr warf dieser das Handtuch, acht Monate stand das "Lambert" leer. Es ist ein alter Hausname des Eigentümers, der das Lokal vorübergehend betrieb. Jetzt heißt das Bistro "Memories". Wie gesagt, der Chef ist Grieche. Er kocht aber international, die Einrichtung ist neu und stylisch.

Ein bayerisches Gasthaus gibt es noch in Indersdorf, und ganz in der Nähe könnte bald ein zweites (wieder)eröffnen: Die Klostergaststätte im alten Brauereigebäude, das der Eigentümer schon seit langem saniert. Zum Gasthaus gehört ein Biergarten mit alten Kastanien, den die Bevölkerung seit Jahren schmerzlich vermisst. Nächstes Jahr könnte er wieder eröffnet werden, sagt der Eigentümer. Vielleicht findet er ja dafür einen Betreiber, der Leberkäs und Radi verkauft.

© SZ vom 07.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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