Mitten in Indersdorf:Ein Bussi im Bussi

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Es muss ja nicht gleich wie beim legendären Monaco-Franze zugehen. Aber auf der neuen Seniorenbuslinie mit dem spaßigen Namen geht es fast intim zu - da kann der Busfahrer schon mal einen Schmatz auf die Wange bekommen

Kolumne von Robert Stocker

Ein treuherziger Hundeblick. "A bissel was geht immer", hat der Monaco Franze gesagt, wenn er mit seinem spitzbübischen Charme die Frauen umgarnte. Dann drückte er seinem Spatzl ein Bussi auf die Wange. Seine Lebensgefährtin konnte ihm dann nicht mehr böse sein - auch wenn der Münchner Vorstadt-Stenz wieder Mist gebaut hatte. Die Kultserie der Achtzigerjahre lebte vom zwischenmenschlichen Umgang ihrer Figuren. Ein Versöhnungskuss gehörte da auch dazu. Alles war wieder gut. Ein Bussi verbindet.

Auch Busse verbinden Menschen. Nicht unbedingt zwischenmenschlich, sondern eher von A nach B. Seit Donnerstag gibt es in Indersdorf eine neue Linie, die jeden Dienstag und Donnerstag vom Marktplatz zum Gewerbegebiet am Ortsrand fährt. Ein Service besonders für ältere Indersdorfer, für die der Weg zum Bahnhof oder Supermarkt beschwerlich ist, weil sie nicht mehr so mobil sind. Bussi heißt die Indersdorfer Seniorenbuslinie, zusammengesetzt aus den Wörtern Bus, Senioren und Indersdorf. Auf den kuriosen Namen kam Bürgermeister Franz Obesser, weil ihm Seniorenbuslinie Indersdorf zu sperrig war. Bussi? Klingt nett und hat schließlich etwas Verbindendes. Nicht nur, was die 13 Haltestellen auf der Strecke betrifft, sondern auch die Menschen, die in den kleinen Bussen sitzen. Acht bis neun Personen haben darin Platz, das ist fast schon eine intime Atmosphäre.

Ob diese Auswirkungen auf das Verhalten der Fahrgäste hat, muss sich in der Praxis noch zeigen. Bis zum 31. Juli läuft die Linie im Probebetrieb. Ist die Nachfrage gut, rollen die Busse weiter. Davon ist eigentlich auszugehen. Denn die Kleinbusse dürften gemütlich sein. Kein Gedränge wie im öffentlichen Nahverkehr, kein Schubsen, kein Stoßen, kein Rucksack im Kreuz. Stattdessen ein interessanter Plausch mit dem Sitznachbarn, mit dem man sich über den neuesten Tratsch im Ort unterhält. So ein kleiner Bus hat etwas Verbindendes. Und wenn der Fahrer sympathisch ist, könnte er von der einen oder anderen Dame auch ein Bussi auf die Wange erhalten. Er müsste nur nett und höflich sein und den weiblichen Fahrgästen vielleicht beim Ein- und Aussteigen helfen. "A bissel was geht immer" laut Monaco Franze.

© SZ vom 03.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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