Mitten in Erdweg:Starkes Rotlicht auf CSU-Gebiet

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Getragen vom Schulz-Effekt und bestens gelaunt versucht die SPD auf dem Blaulicht-Empfang die ehrenamtlichen Rettungskräfte für sich zu gewinnen

Von Benjamin Emonts

Ein "Blaulicht-Empfang" wie am Dienstagabend in Erdweg ist eigentlich kein Ort für politische Grabenkämpfe. Es ging ja darum, den ehrenamtlichen Rettungskräften aus dem Landkreis Dachau einfach mal Danke zu sagen, wie der Gastgeber und SPD-Landtagsabgeordnete Martin Güll mehrfach betonte. Zur Feier des Tages spendierte die SPD-Landtagsfraktion viele Töpfe, angefüllt mit wirklich leckerem Chili Con Carne, und Freibier. Der beeindruckend schöne Tafernsaal des Wirtshauses am Erdweg machte das Ganze zu einer runden Sache, zumal in den Gesprächspausen eine zünftige bayerische Hausmusi aufspielte. Zwischen den Zeilen gelesen ging es aber natürlich um viel mehr: Der Wahlkampf hat begonnen; und bei den mitgliederstarken Feuerwehren und anderen ehrenamtlichen Organisationen lassen sich jede Menge Stimmen holen. Es geht um die Eroberung des vorpolitischen Raumes, in dem die CSU fest verankert ist. SPD-Politiker Martin Güll, infolge des Schulz-Effekts bestens gelaunt, schoss gleich mal ein paar Spitzen auf den politischen Gegner ab. Zum CSU-Landtagsabgeordneten Bernhard Seidenath, der sich als Kreisvorsitzender des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) auf den SPD-Empfang gewagt hatte, sagte er: "Der Bernhard ist heute als BRK-Vorsitzender da. Wer weiß, ob ich ihn sonst eingeladen hätte." Das saß. Die Ehrenamtlichen lachten. Seidenath nahm es humorvoll: "Wer weiß, ob ich gekommen wäre."

Dann nahm sich Güll in der Arena des vorpolitischen Raums noch den abwesenden CSU-Landrat Stefan Löwl vor. Seine drei Stellvertreter waren gekommen: Helmut Zech (CSU), Marianne Klaffki (SPD) und Edgar Forster (FW Dachau). Güll, der in der Landratswahl 2014 Löwl nur hauchdünn unterlegen war, sagte ironisch: "Allein geht das ja gar nicht, unseren Landrat zu vertreten." "Vertreten" wurde Löwl natürlich nur von seinem Vize Zech, aber Forster - vielleicht wie seine CSU-Freunde am Schulz-Effekt leidend - tappte in die Falle: "Nur zu dritt können wir unseren gewichtigen Landrat aufwiegen"; eine Bemerkung, die in einem ähnlichen früheren Fall Löwl gar nicht gefallen hat. Aber den Ehrenamtlichen gefiel es auf diesem Blau-, eigentlich eher Rotlicht-Empfang.

© SZ vom 09.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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