Mitten in Erdweg:Die Vorliebe des Wespenbussards

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Warum es den Zugvogel zwischen Mai und August in die Nähe von Welshofen in den Buchenwald zieht, um dort seinen Nachwuchs aufzuziehen, ist ein ungelöstes Rätsel

Von Wolfgang Eitler

Die Tätigkeit des Wespenbussards ist durch seinen Namen hinreichend beschrieben. Er ist ein Zugvogel, der es in Afrika ziemlich gut aushält und die meiste Zeit des Jahres dort verbringt. Warum es ihn zwischen Mai und August ausgerechnet nach Deutschland und hier in die Nähe von Welshofen in den Buchenwald zieht, um dort seinen Nachwuchs aufzuziehen, ist ein ungelöstes Rätsel. Wenn es nicht so wäre, dann fänden die Windkraftbefürworter dort vielleicht eine Lösung, um den Greifvogel zu einem dauerhaften Aufenthalt in Afrika zu überreden. Insofern verbindet Windkraftbetreiber im Landkreis, in dem Fall ein Bürgerprojekt, und den bayerischen Ministerpräsident Horst Seehofer ein zurzeit hochaktuelles Problem: Afrika ist doch auch schön.

Aber damit hat es sich mit den Gemeinsamkeiten schon. Denn ohne den Ministerpräsidenten hätten es Unternehmen viel leichter, Windkraftanlagen zu bauen. Die bayerischen Regeln verhindern den Aufbau alternativer Energiequellen. Deswegen suchen Unternehmen fieberhaft nach jedem Fitzelchen an geeignetem Grund. Auch im Wald. Für die Abstandsflächen bei Windkraftanlagen gilt seit vergangenem Jahr das Helgoländer Papier vom Mai 2015. Darin halten die Experten fest, dass der Bau von Windrädern in Waldgegenden ein neues, noch wenig erforschtes Thema ist.

Dass der Wespenbussard sich im Buchenwald bei Welshofen wohl fühlt, liegt vermutlich an der idealen Umgebung mit ausreichend Lichtungen. Dort kann er seiner Neigung frönen, sich auf einer Flughöhe von etwa 150 Metern auszubreiten. Wenn in solche Waldstücken aber Windräder von ähnlicher Höhe errichtet werden, wird es schwierig mit der Koexistenz. Ein oder sogar zwei Windräder müssten wegen des Wespenbussards sogar zwischen Mai und August teilweise abgeschaltet werden. Deswegen wird in der Gemeinde Erdweg gerade ein grundlegendes Thema erörtert: Wo liegt der Kompromiss zwischen wirtschaftlichem Erfolg und Bewahrung der Natur? Nach neuesten telemetrischen Messungen geht der Wespenbussard neuerdings gerne mal auf eine Höhe von 350 bis 700 Metern. Aber eben halt nur ab und an.

© SZ vom 17.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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