Mitten in der Region:Vom Himmel gefallen

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Woher bloß kommen denn die ganzen Kürbisse, die jetzt an jeder Straßenecke zum Kauf angeboten werden?

Von Karin Kampwerth

So ein Sommerloch hat ja auch was Gutes. Die wohltuende Langeweile entspannt den Geist und den Blutdruck, denn allzu viel, worüber man sich aufregen müsste, gibt es nicht. Kein Veranstaltungsgedrängel, das einen in Zeitnöte bringt, weil man schließlich noch so viel anderes zu tun hat, als Jubiläen zu feiern, Vorträgen zu lauschen, Konzerte zu besuchen oder an Vereinstreffen teilzunehmen. Doch wenn man sich eine ganze Weile gemütlich in seinem Sommerloch eingerollt hat, schleicht sie sich irgendwann ein, diese klitzekleine Sehnsucht nach ein wenig Spannung im Lotterleben. Und da schielt man von der Hängematte aus vielleicht auch schon mal zum Rest der Welt hinüber und beneidet mitunter näher und weiter entfernt liegende Nachbarn um deren sommerliche Attraktionen.

Die Fürstenfeldbrucker zum Beispiel hatten gleich zu Beginn der Sommerlochsaison wieder diese seltsamen Muster im Feld. Vermutlich hatten sich Außerirdische hier in Kunst auf dem Acker betätigt. Oder waren es doch nur ein paar Mathematikstudenten aus dem Geometriekurs? Fragen über Fragen, die im Sommer nach Antworten dürsten. Diese suchen auch die Söchtenauer im Landkreis Rosenheim. Sie würden gerne wissen, wie eine zwei Meter lange Würgeschlange in den Siferlinger See gelangen konnte, wo sie nun Badegäste erschreckt. Doch endlich, noch kurz, bevor sich das Sommerloch wieder schließt, tut sich auch in Dachau eine Frage auf, selbst wenn sie im Vergleich zu Aliens und Anakonda reichlich banal klingt. Dennoch muss sie gestellt werden: Woher bloß kommen die ganzen Kürbisse?

An jeder Straßenecke sieht man sie nun wieder, die Holzregale, gefüllt mit Hokkaido, Butternut, Golden Nugget oder Muskat. Über den Landkreis verteilt kommen da problemlos ein paar Tausend Exemplare zusammen, die bis spätestens Halloween nach Abnehmern suchen. Nur: Wo sind die Kürbisse bloß alle gewachsen? Schließlich weiß der Hobbygärtner, der einmal im eigenen handtuchgroßen Grün ein Kürbisanpflanzexperiment gewagt hat, dass die einjährige krautige Pflanze einen enormen Platzbedarf hat und schnell ein Reihenhausgärtchen überwuchert, um am Ende keine zwei Handvoll Exemplare zur Ernte bereit zu halten. Irgendwo im Landkreis muss es sie also geben: Gigantische geheime Felder, auf denen Kürbisse in Massen gedeihen, ohne von der Umwelt bemerkt zu werden. Denn dass sie einfach vom Himmel gefallen sind, womöglich als Folge eines außerirdischen Ballspiels, will man sich dann doch nicht vorstellen. Aliens nämlich, so reizvoll sie auch sein mögen, dürfen getrost das Sommerloch der Nachbarn füllen.

© SZ vom 06.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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