Mitten in der Region:Spargel satt

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Die Saison ist kurz und muss voll und ganz ausgekostet werden. Irgendwann ist aber auch Schluss

Glosse von Sabine Wejsada

Er ist die Königin unter den Gemüsesorten und so richtig frisch gibt es ihn nur ein paar Wochen im Jahr: Die Rede ist vom Spargel, begehrt, weil nur begrenzt verfügbar. Gourmets schwören auf die weißen Stangerl vornehmlich aus Schrobenhausen, dem in der Hallertau liegenden Anbaugebiet.

Spitzenköche kreieren ihm zu Ehren immer wieder neue Rezepte, und wer etwas auf sich hält, der trinkt sogar das Wasser, in dem der zur botanischen Familie der Sprossengemüse gehörende Asparagus gar zieht. Weil er so gesund ist, soll nichts verschwendet werden. Wem der Sud zu bitter ist, der kocht ihn zumindest mit den Schalen und Enden aus, als Grundlage für ein feines Süppchen.

Wenn Mitte April die Saison startet, dann sprießen auch die kleinen Verkaufshütten aus dem Boden, wo zwar kein Schrobenhauser, aber immerhin Spargel aus der Nähe feilgeboten wird. Tagein, tagaus reicht ein freundlicher Mann seit Wochen aus einem solchen Holzhäuschen in der Region den zahlreichen Kunden die begehrten Stangen über den Tresen, ehe sie meist vollbepackt ihrer Wege gehen.

Während den Einkäufern vermutlich schon beim Gedanken ans spätere Essen das Wasser im Mund zusammenläuft und sie voller Sorge dem nahen Saisonaus an diesem 24. Juni, dem sogenannten Johannistag, entgegensehen, kann er nach all den Wochen offenbar keinen Spargel mehr sehen: Mittags sitzt er gemütlich unter dem dortigen Wegkreuz und beißt genüsslich in eine belegte Semmel.

Ob er dabei still und leise auch gleich noch dem Herrgott dankt, dass für ihn das Ende der Spargelzeit naht, ist nicht bekannt. Fest stehen dürfte aber wohl auf jeden Fall eines: Zum Leberkäs gibt's keine Sauce Hollandaise.

© SZ vom 25.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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