Mitten in der Region:Leises laut machen

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Die neuen Elektroautos verursachen kaum Lärm. Früher hat einen die Polizei angehalten, wenn das auffrisierte Moped zu laut war, jetzt gibt`s Ärger, wenn Autos zu leise sind

Kolumne von Thomas Daller

So ein Kleinwagen als Zweitauto ist schon praktisch: Man kann Parklücken nutzen, wo andere nicht mehr reinkommen und der Spritverbrauch ist auch nicht exorbitant. Aber so ein kleiner Motor ist auch relativ leise: Ein paarmal haben wir schon böse Blicke geerntet, wenn wir aus einer Tiefgaragenausfahrt hochgetuckert sind und plötzlich erschrockene Passanten vor der Motorhaube standen. Noch brenzliger kann es werden, wenn so ein Tesla angeschlichen kommt, und man gerade die Straße überqueren will. Auch die Fahrer von Hybridautos wissen, dass man aufpassen muss wie ein Haftlmacher, wenn man kurz vor acht Uhr an einer Grundschule vorbeikommt.

Das soll sich bald ändern: Vom 1. Juli 2019 an müssen neue Elektroautotypen mit einem Soundsystem ausgerüstet werden, das bis zu einer Geschwindigkeit von 20 Stundenkilometer Geräusche wie ein Verbrennungsmotor machen soll. Über diesem Tempo sind dann schon die Rollgeräusche des Wagens so laut, dass sich das System wieder abschaltet. Wie sich die Zeiten doch ändern: Früher hat einen die Polizei angehalten, wenn das frisierte Mokick zu laut war, jetzt gibt's Ärger, wenn das Auto zu leise ist.

Aber das soll jetzt nicht als Gemotze über diese neue Regelung verstanden werden, denn sie ist sinnvoll. Blindenverbände haben durchgesetzt, dass Elektroautos so einen Warnton von sich geben, und das mit gutem Grund. Außerdem wird der Motorton sicher auch ein paar Jugendliche vor Unfällen schützen, die abgelenkt durch Smartphones und Kopfhörer am Straßenverkehr teilnehmen. Der Ton soll, so sieht es die EU-Verordnung vor, einem Verbrennungsmotor nachempfunden werden und aus mindestens zwei Terzbändern bestehen, wobei ein Terzband unterhalb 1600 Hertz liegen muss, damit auch ältere Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit das Signal auf jeden Fall wahrnehmen können. Da gibt es dann wohl, wie beim Handy-Klingelton, ein paar Varianten zur Auswahl. Uns würde ein sonores "Pat pat pat pat" am besten gefallen, wie der Sound der alten Eicher-Traktoren aus dem nahe gelegenen Forstern im Landkreis Erding.

© SZ vom 03.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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