Mitten in der Region:Guter Hanf, böser Hanf

Wie der Katholische Deutsche Frauenbund die Pflanze für sich entdeckt

Kolumne Von GERHARD WILHELM

Es mangelt nicht an Polizeiberichten, in denen die Drogenfahndung wieder einen Kiffer hopsgenommen hat, der Marihuana im Garten oder auf einer Lichtung angebaut hat. Ein paar Monate später kann man den Hobbygärtner im Gerichtssaal antreffen, der Strafrahmen umfasst eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder eine durchaus empfindliche Geldstrafe. Insofern ist es immer wieder amüsant, dann Meldungen zu bekommen mit dem Betreff "Hanf - Entspannend, berauschend, gesund?". Allerdings nicht vom örtlichen Drogenkartell oder Amsterdamer Coffeeshop-Betreibern, sondern vom "Verbraucherservice Bayern im KDFB". Wobei das Kürzel für Katholischer Deutscher Frauenbund steht.

Hanf sei eine Pflanze, die wertvolle Rohstoffe liefere: Fasern für Dämmstoffe und zur Papierherstellung, Samen zur Öl- oder Mehlgewinnung und Blätter für Tees und Getränke. Hanf enthalte aber auch Cannabinoide als Grundlage für Cannabis, Hasch, Marihuana und Cannabidiol (CBD). Letztere seien aber verboten. Böser Hanf, sozusagen. Zum Glück gibt es aber laut Verbraucherservice auch guten Hanf. Einen mit höchstens 0,2 Prozent der rauscherzeugenden Substanz THC. Und dieser gute Hanf sei super, da er den Ruf habe, sich positiv auf Blutdruck und Immunsystem auszuwirken, so der KDFB. Zudem sorgten Hanf-Lebensmittel "für Abwechslung". Ganze Samen würden als Knabberartikel verspeist, gemahlene würden als glutenfreies Mehl Verwendung finden, die Blätter landeten in Tees.

So ganz ohne Warnung kommen die katholischen Tippgeber doch nicht aus. Personen, die regelmäßig zu Hanfprodukten greifen, könnten trotz "gutem Hanf" eventuell eine "die Grenzwerte überschreitende Menge an rauschhaltigen Substanzen" einnehmen: "Wir empfehlen Zurückhaltung, insbesondere für Kinder." Guter Tipp.

© SZ vom 10.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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